Nachhaltigkeit in allen Dimensionen denken: Ganzheitliche Einblicke aus Wissenschaft und Praxis

 |  Paderborn Research Center for Sustainable Economy (PARSEC)PressemitteilungenNachhaltigkeit

Prof. Dr. Philip Yang, Neuberufener für BWL, insbesondere Sustainable Human Resource Management and Leadership, forscht an der Schnittstelle von nachhaltigem Personalmanagement (HRM) und Leadership. Sein Ziel ist dabei, neben Forschung und Lehre praxisrelevante Ansätze und Werkzeuge zu entwickeln, um Unternehmen nachhaltiger zu gestalten. Er hat uns Einblicke in seine interdisziplinäre Reise gegeben.

Philip Yangs akademische Karriere führte ihn zunächst an die Leibniz Universität Hannover, wo er Wirtschaftswissenschaften mit dem Schwerpunkt Umwelt studierte und anschließend im Bereich der Arbeitsökonomie promovierte. Schon in dieser Zeit interessierten ihn Themen der ökologischen und sozialen Nachhaltigkeit. So verfasste er in Kooperation mit der Deutschen Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) eine Diplomarbeit zu den Implikationen von Fischereizertifizierungssystemen für die Arbeitsbedingungen von Fischenden. Im Rahmen dieser Arbeit umreiste er zur Datenerhebung mit einem selbst rekrutierten Team aus Motoradtaxifahrern als Interviewer die Inseln des Viktoriasees. Danach promovierte er innerhalb eines VW Stiftungsprojekts zu Beschäftigungshemnissen älterer Arbeitnehmer*innen. Hierbei untersuchte er unter anderem, ob und welche Weiterbildungsmaßnahmen die Beschäftigungsfähigkeit und Produktivität älterer Beschäftigten erhöhen. Nach seiner Promotion zog es ihn als Juniorprofessor nach Tübingen, wo er im Bereich Unternehmensführung, Personal und Organisation lehrte und forschte. „Meine damalige Mentorin, Kerstin Pull, ist für mich ein herausragendes Vorbild meines Forschungsbereich. Einerseits habe ich von ihr viel darüber gelernt, wie man nachhaltig mit Menschen umgeht und Organisationsstrukturen schafft, in denen Mitarbeitende sich gleichzeitig optimal entwickeln und wohlfühlen können. Andererseits unterstützt sie mich persönlich in jeder Hinsicht dabei, meinen eigenen Weg zu gehen und meine Forschungsinteressen zu verfolgen.“ Die Faszination für die Schnittstelle von nachhaltigem Personalmanagement und Leadership führte Yang schließlich nach Paderborn.

Nachhaltigkeit in allen Dimensionen

Die Forschungsaktivitäten von Philip Yang erstrecken sich über vier große Teilbereiche, die sein ganzheitliches Verständnis von Nachhaltigkeit widerspiegeln: Nachhaltiges Personalmanagement und Leadership, Transformation der Arbeit, (un)ethisches Verhalten in Unternehmen und (Leadership) Diversity. Er sieht großes Potenzial für Kooperationen mit dem Kollegium des Management Departments, der Fakultät für Wirtschaftswissenschaften, aber vor allem auch mit dem Paderborn Research Center for Sustainable Economy (PARSEC). In verschiedenen Projekten hat er bereits viel interdisziplinäre Luft geschnuppert und andere Perspektiven kennengelernt, doch die Themen, für die er brennt, sind die gleichen geblieben: „Im Kern interessiert mich, warum Menschen im Sinne des Gemeinwohls handeln oder nicht“, sagt der 42-Jährige.

Gemeinwohl, Job-Boomeranging und Diversität

Auf dem neueren Gebiet der Konzeptualisierung und Operationalisierung von nachhaltigem Personalmanagement und Leadership bringt der Neuberufene aufgrund seines Werdegangs einen wertvollen Beitrag ein. Als Mitglied eines internationalen Forschungsnetzwerks für nachhaltiges HRM und Leadership ist er daran interessiert, zu verstehen, wie Unternehmen durch Selektion und Sozialisation nachhaltige Unternehmensstrategien und -werte im Sinne der Sustainable Development Goals schaffen können. Aktuell arbeitet er an einem Forschungsantrag zur Konzeptualisierung und Operationalisierung von nachhaltigem Personalmanagement und Leadership, um diese Konstrukte zukünftig messbar zu machen.

Im Kontext der Transformation von Arbeit beschäftigt sich Philip Yang mit Phänomenen neuer Arbeitsformen, -strukturen und -weisen. Aktuelle Forschungsprojekte beschäftigen sich beispielsweise mit den Implikationen von agiler Arbeit, Multi-Teaming und Boomeranging. Boomeranging bezeichnet dabei das Phänomen, dass Beschäftigte nach einer gewissen Zeit der Fremdbeschäftigung wieder zu ihrem ursprünglichen Unternehmen zurückkehren. Dieses Phänomen ist mittlerweile sehr häufig, da sowohl Mitarbeitende als auch Unternehmen den großen Wert der Rückkehr aufgrund der Vertrautheit mit dem Arbeitskontext und den bestehenden Arbeitsbeziehungen erkennen. In einem internationalen Forschungsteam untersucht er derzeit, warum es dennoch zu Integrationsproblemen von Boomerangs kommen kann und wie diese vermieden werden können.

Im Bereich (un)ethischen Verhaltens untersucht er in verschiedenen Projekten, warum Menschen in Unternehmen unethisch handeln und wie Mitarbeitende und Führungskräfte darauf reagieren. In einem aktuellen Projekt auf Grundlage von Sportsdaten und Feldexperimenten zeigen die Ergebnisse, dass unethisch handelnde Personen anfangs aufgrund von Commitment-Wahrnehmungen von Führungskräften und Mitarbeitenden sogar belohnt und erst mit zunehmender Dauer aufgrund von Liability-Wahrnehmungen für ihr unethisches Handeln bestraft werden.

In Bezug auf Diversity versucht Philip Yang beispielweise zu verstehen, ob und wie Diversity im Management die Nachhaltigkeit eines Unternehmens beeinflusst. Aufbauend auf Studien von ihm und anderen Forschenden, die gezeigt haben, dass ein höherer Frauenanteil im Aufsichtsrat das Unternehmensrisiko signifikant senken kann, untersucht er derzeit mit einem Team, ob es neben der wirtschaftlichen Nachhaltigkeit noch weitere Effekte gibt. So deutet ein aktuelles Projekt darauf hin, dass eine höhere Geschlechterdiversität im Aufsichtsrat einen positiven Effekt auf die soziale und ökologische Nachhaltigkeit von Unternehmen hat, dieser aber insbesondere bei kleinen Unternehmen aufgrund der flexibleren Strukturen und geringeren Sichtbarkeit stärker ist.

An diesen vier großen Schwerpunkten zeichnet sich das ganzheitliche Verständnis von Nachhaltigkeit des Forschers ab, denn er betrachtet neben ökologischer auch soziale und ökonomische Aspekte.

Praxisnahe Kooperation mit Porsche

Die Praxisrelevanz von Forschung und Lehre ist für Philip Yang von großer Bedeutung. So konnte er im Rahmen eines Drittmittelprojekts zur „Messung und Steuerung agiler Projekte anhand von Key Performance Indikatoren“ als wissenschaftlicher Inhouse-Consultant bei der Porsche AG Erfahrungen sammeln und so eine seltene Kombination von Forschung, Lehre und Praxis verbinden. Im Rahmen dieser engen Forschungskooperation von Philip Yang, Doktoranden und Studierenden mit Expert*innen von Porsche wurde sowohl ein Cockpit zur Messbarkeit des Agilitätsgrades als auch dessen Key Performance Indicators entwickelt. Besonders stolz ist Philip Yang auf die fundierte theoretische und empirische Basis, auf der sowohl der Agilitätsgrad als auch die KPIs quantifizierbar gemacht wurden. Die daraus resultierenden Ergebnisse haben nicht nur in der Automobilindustrie für Aufsehen gesorgt, sondern dienen Philip Yang auch als Beispiel dafür, wie die Kompetenzen der Hochschule in der Praxis eingebracht werden können.

Brückenschlag zwischen Forschung und Lehre sowie Freizeit und Familie

Seine Leidenschaft für seine Forschungsthemen verbindet der Forscher auch in der Lehre. Drei Aspekte sind ihm dabei besonders wichtig: „Meine Lehre muss substanziell, aktuell und anwendungsbezogen sein.“ In seinen Vorlesungen vermittelt Yang nicht nur grundlegende Managementtheorien und eine fundierte empirische Herangehensweise. Ihm ist es wichtig, dass die Studierenden auch Werkzeuge entwickeln, die sie mit in die Praxis nehmen können. „Im nächsten Semester biete ich im Master eine Lehrveranstaltung an, in der ich meine Erfahrungen aus der Praxiskooperation einbringe, um den Studierenden zu vermitteln, wie sie wissenschaftlich fundierte Management-Summaries für die Praxis entwickeln können“, erklärt der 42-Jährige. Er ermutigt seine Studierenden, ihre persönlichen Interessen einzubringen und schafft so eine Verbindung zwischen Forschung, Lehre und Praxis: „Mir wurde zum Beispiel gesagt, dass es ein Interesse an Diskriminierung im Kontext von Leadership gibt, also habe ich das Thema in meine Seminarplanung aufgenommen“, ermuntert er zur Mitgestaltung.

Als Vater von vier Kindern war es Philip Yang von Beginn seiner wissenschaftlichen Karriere an wichtig, Familie und Beruf in einer Stadt zu vereinen. „Meine Kinder verstehen immer besser, woran ich forsche, und ich kann die Erfahrungen aus dem Familienalltag in Paderborn in meine Vorlesungen einfließen lassen“, berichtet er über die Balance zwischen Familie und Beruf. „In der Freizeit sind wir gerne in der Natur und begeistert von den vielen Sportangeboten in Paderborn.

Kurz und knapp

Wenn Sie eine Idee für eine „grüne“ Büroumgebung hätten, wie würde diese aussehen?

„Mir geht es dabei gar nicht unbedingt um das Büro selbst, sondern vielmehr um den Außenbereich: Da würde ich gerne Bäume pflanzen, Gemüse/Obst anbauen und Blumenwiesen schaffen, um den Nachhaltigkeitsgedanken auch im Außenbereich aufzugreifen.“

Gibt es bestimmte Unternehmen, die Sie bewundern bzw. die mit gutem Beispiel vorangehen?

„Ein Paradebeispiel ist Patagonia, weil sie nicht nur selbst sehr nachhaltig sind, sondern auch hinsichtlich der Wertschöpfungskette auf Nachhaltigkeit setzen.“

Prof. Dr. Philip Yang, Neuberufener für BWL, insbesondere Sustainable Human Resource Management and Leadership, forscht an der Schnittstelle von nachhaltigem Personalmanagement (HRM) und Leadership.

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