Menschen, Bilder, Emotionen: Wie ticken Menschen, wenn sie sich online bewegen? Welche Auswirkungen haben Lieferdienste auf die regionale Gastronomie? Wie verändern AirBnb-Angebote den Wohnungsmarkt und welchen Einfluss hat eine umfangreiche mediale Berichterstattung über soziale Ungerechtigkeiten?
Viele unterschiedliche Fragen, die Michelle Müller dennoch gekonnt in ihrer Forschung zusammenführt: Die Preisträgerin forscht zum Onlineverhalten von Menschen auf Digitalen Marktplätzen und dessen Auswirkungen. Neben umfangreichen Datensätzen haben es der Promovendin insbesondere die psychologischen Komponenten angetan, die sich in ihren Forschungsfragen widerspiegeln. Sie selbst beschreibt ihre Forschung mit den drei treffenden Worten „Menschen, Bilder und Emotionen“ und macht auf diese Weise ihre große Leidenschaft für ihren Fachbereich deutlich, mit dem sich die Nachwuchsforscherin täglich gerne beschäftigt: „Wenn man seine Forschung niemandem erklären kann, ist sie nicht relevant“ – und das ist die Thematik, mit der sich die Paderbornerin auseinandersetzt in jedem Fall.
Im Rahmen ihres Forschungsbeitrages schaute sich Michelle Müller an, wie Gastgeber*innen auf Home Sharing Plattformen auf politische Regulationsmaßnahmen reagieren. Ein bekanntes Geschäftsmodell dieser Peer-to-Peer (P2P)-Vermietungsmärkte ist unter anderem AirBnb. Mithilfe der Internetplattform können Privatpersonen ihre Wohnung oder eine ungenutzte Fläche kommerziell an andere Personen anbieten, während sie selbst abwesend sind oder die Räumlichkeiten nicht mehr benötigen. Jedoch haben diese P2P-Vermietungsmärkte nachweislich negative Auswirkungen auf das traditionelle Gastgewerbe und die Erschwinglichkeit von Wohnraum, was die öffentliche Forderung nach einer Regulierung anheizt. „Es werden nachweislich immer mehr Häuser verkauft, damit sie ganzjährig über AirBnb vermietet werden können und es gibt vermehrt Probleme mit Anwohnern“, führt Michelle Müller die Hintergründe aus. Gemeinsam mit Doktorvater Prof. Dr. Dennis Kundisch untersuchte die Promovendin eine Regulationsmaßnahme, die 2017 in New Orleans, USA, eingeführt wurde. Im Rahmen dieser mussten Gastgeber*innen zum einen jährliche Lizenzgebühren bezahlen und zusätzlich wurden Vermietungen über Home Sharing Plattformen in ausgewählten Quartieren verboten. Michelle Müller und ihr Forschungsteam konnten mithilfe eines großen Datensatzes von AirBnb-Unterkünften im Zeitverlauf nachweisen, dass die Regulationsmaßnahme nicht unbedingt erfolgreich war. Die Gastgeber*innen gaben die zusätzlichen Lizenzkosten durch höhere Unterkunftspreise einfach an die Gäste weiter. Dadurch bleibt die Vermietung über AirBnb aus Gastgebersicht weiterhin attraktiv. Darüberhinaus zeigten die Untersuchungen, dass nicht-kommerzielle Gastgeber*innen zusätzliche Lizenzkosten komplett weitergeben, wohingegen kommerzielle Gastgeber*innen ihre Preise nach ökonomischen Prinzipien setzen.
Mit ihrer Forschung trifft die Paderbornerin eine Problematik der heutigen Zeit, die sich insbesondere im rasanten Wachstum von digitalen Plattformen widerspiegelt. „Gesetzgeber*innen müssen sich zunehmend die Frage stellen, wie sie Städte zum einen vor den negativen Externalitäten der Plattformen schützen können, aber zum anderen auch nicht die Vorteile der Plattformen außer Acht lassen“, unterstreicht Michelle Müller die Relevanz der Forschung. Die Evaluation der bisher umgesetzten Regulationsmaßnahmen in Müllers Forschungsbeitrag hilft, den Stellenwert von Regulierungsmöglichkeiten einzuordnen. Um so mehr freut sich die wissenschaftliche Mitarbeitende über die Anerkennung der Forschungsergebnisse und über „diese schöne Art der Wertschätzung“ und bedankt sich zudem bei ihren Co-Autoren Dennis Kundisch und Jürgen Neumann: „Dieser Forschungsbeitrag wäre ohne die beiden niemals etwas geworden und sie haben mich auf dem Weg zur Journalpublikation immer unterstützt und motiviert“, hebt die Preisträgerin zudem den Leitspruch „Teamwork makes the dream work“ des Lehrstuhls hervor, dem sich auch Doktorvater Prof. Dr. Dennis Kundisch anschließt: „Ich freue mich sehr für Michelle, der es mit Kreativität und methodischer Exzellenz, aber auch dem nötigen Durchhaltevermögen und Einsatz gelungen ist, ihre von der Universitätsgesellschaft ausgezeichnete Masterarbeit so weiterzuentwickeln, dass daraus ein Beitrag in einer der angesehensten Zeitschriften unseres Fachs wurde.“
Der Forschungsbeitrag “P2P Rentals, Regulatory Policies and Hosts` Cost Pass-Throughs" wurde in Issue 3 des 39. Jahrgangs des Zeitschrift Journal of Management Information Systems (JMIS) zur Publikation angenommen. Das Paper finden Sie hier.
