Glob­al er­fol­greich? Die Welt des in­ter­na­tionalen Man­age­ments

 |  Fakultät WirtschaftswissenschaftenPressemitteilungen

München, Kaiserslautern, Singapur, Italien und Paderborn: Als Expertin für International Management machte Prof. Dr. Sylvia Hubner-Benz ihrem Forschungsfeld alle Ehre und lebte bereits in den verschiedensten Orten auf der Welt. Als Neuberufene berichtet sie von kulturellen Unterschieden, Stereotypen und Personalmanagement.

Von multinationalen Konzernen bis hin zu aufstrebenden Start-ups: In der heutigen globalisierten Wirtschaft sind die Grenzen zwischen den Ländern und Regionen gar nicht so einfach zu ziehen. Mit dem Aufkommen neuer Technologien, einem stetig wachsenden internationalen Handel und einer zunehmenden Mobilität von Arbeitskräften ist das internationale Geschäft zu einem entscheidenden Faktor für den unternehmerischen Erfolg geworden. Um am globalen Spiel teilnehmen zu können, sind insbesondere Kenntnisse der kulturellen Unterschiede erforderlich. Diese erforscht Sylvia Hubner-Benz wissenschaftlich und erlebt sie an den verschiedenen Standorten auch privat.

Tradition und Hierarchie oder offene, kreative Unternehmenskultur?

Ursprünglich kommt die 33-Jährige aus der Nähe von München, wo sie Wirtschaftspädagogik studierte, bevor sie in Kaiserslautern zum unternehmerischen Denken und Handeln promovierte. Eine erste Annäherung zum International Management erfolgte dann bei einem Forschungsaufenthalt in Singapur. Aus vielen Stationen und Eindrücken in ihrer akademischen Karriere formte sich Sylvia Hubner-Benz dann ihr Expertentum: kulturelle Unterschiede von Ländern und Regionen, und wie diese unternehmerisches Handeln beeinflussen, beispielsweise hinsichtlich Diversität und Kreativität in der Zusammenarbeit etc. Aber wie äußern sich diese Unterschiede auf den ersten Blick?  Beispielsweise wird in manchen Regionen mehr Wert auf Tradition und Hierarchie gelegt, während in anderen häufiger eine offene und kreativitätsfördernde Unternehmenskultur herrscht. Diese und viele weitere kulturelle Unterschiede betrachtet die Professorin in ihren Forschungsarbeiten und weiß, wie wichtig es auch für Unternehmen ist, diese zu erkennen. Vor allem, wenn für eine Zusammenarbeit auch mit Menschen aus anderen Kulturen interagiert werden muss. Die Besonderheit liegt aufgrund ihres Lebensweges darin, dass sie viele dieser Unterschiede auch am eigenen Leib erfahren hat.  Denn Sylvia Hubner-Benz hat durch ihre beruflichen Stationen bereits zahlreiche fremde Kulturen kennengelernt – sowohl beruflich als auch privat. Zentral ist für sie die Frage danach, wie Personen aus verschiedenen Kulturen unternehmerische Aufgaben angehen, beispielsweise ob sie Kreativität oder Effizienz fokussieren. Denn: Verschiedene Länder und Regionen haben unterschiedliche Arbeitskulturen, Normen und Wertvorstellungen. Deshalb müssen beispielsweise bei der Rekrutierung und Führung von Mitarbeitenden an internationalen Standorten diese Unterschiede berücksichtigt werden. Wie können sich die verschiedenen Personen möglicherweise ergänzen? Welche Verhaltensmuster überwiegen? Diese und viele weitere Frage betrachten Sylvia Hubner-Benz und ihr Team.

Das Leben vor einem bunten Hintergrund

Aufgrund von verschiedenen Projekten zog es sie einmal quer durch Deutschland und von dort aus über die halbe Welt nach Singapur. Sylvia Hubner-Benz selbst durchlief die verschiedenen Stationen als Studentin, Doktorandin und Post Doc, bis sie schließlich als Professorin in Paderborn angekommen ist. Diese vielfältigen Prägungen zeigten sich jedoch nicht nur im Arbeitsumfeld – so spürte die Professorin insbesondere in Singapur einen starken Einfluss des amerikanischen Systems – sondern auch privat: „In Bozen bin ich viel gewandert wegen der Berge, in Singapur war ich viel beim Tanzen, und an anderen Orten war ich öfter beim Reiten“, erzählt sie. Langweilig wurde es der gebürtigen Münchnerin so auf jeden Fall nicht, denn sie folgte beruflich wie privat immer ihren Interessen. Angefangen hatte es mit einem Studium der Wirtschaftspädagogik, währenddessen sich bereits ihr Steckenpferd im Bereich der Lernprozesse im Wirtschaftskontext zeigte. Die anschließende Promotion im Bereich Entrepreneurship ließen die Aktivitäten des Gründens, Aufbauens und Weiterentwickelns eines neuen Unternehmens sowie der Personalführung verstärkt in den Fokus der Professorin rücken. „Ich habe mich eigentlich stetig weiterentwickelt und immer wieder neue Perspektiven gefunden“, spricht Sylvia Hubner-Benz hier von „einem bunten Hintergrund“, vor dem sich ihr Leben abspiele.

Stereotypen, Geschlechter und Personalmanagement

Unabhängig von kulturellen Unterschieden forscht die Expertin auch zu Stereotypen, Geschlechtern und Personalmanagement: So spricht sie in diesem Kontext von gewissen Genderstereotypen. „Führungspositionen in der Automobilbranche werden unterbewusst meistens mit Männern assoziiert“, nennt sie nur einen zutreffenden Bereich. Der Grund dafür? Wenn diese oder ähnliche Positionen besetzt werden sollen, werden sie automatisch mit männlich konnotierten Fähigkeiten verbunden. Männern wird in der Regel ein agentisches Verhalten nachgesagt, Frauen hingegen ein kommunales. Agentisches Verhalten kann unter anderem mit Selbstbestimmung und Leistungsorientierung beschrieben werden. Hingegen zielt kommunales Verhalten darauf ab, positive Beziehungen zu anderen aufzubauen, aber dennoch Verantwortung zu übernehmen und zur Verbesserung des Gemeinwohls beizutragen. Typischerweise erfordern Aufgaben in allen Branchen beide Verhaltensweisen, das heißt sowohl agentische als auch kommunale. Die Forschung von Sylvia Hubner-Benz zeigt, inwiefern trotzdem auch Unternehmertum vornehmlich mit den männlich-konnotierten, agentischen Verhaltensweisen in Verbindung gebracht wird, und auch von einem „kulturellen“, das heißt „westlichen“ Stereotyp geprägt ist.

Ihre Forschung brachte dabei ein interessantes – zugleich sogar unerwartetes – Ergebnis: Die Wahrnehmung passte nämlich unabhängig vom Geschlecht. „Wir haben herausgefunden, dass der Kontext, in dem jemand tätig ist, stärker die Wahrnehmung einer Person prägt, als ihr Geschlecht“, sodass Frauen und Männer im selben Kontext bzw. derselben Branche und Position gleich agentisch wahrgenommen wurden. Und das, obwohl Frauen im Allgemeinen stereotypisch andere Verhaltensweisen zugeschrieben werden. Zwar forscht Sylvia Hubner-Benz in erster Linie zu kulturellen Unterschieden, jedoch weisen die Schwerpunkte auch Parallelen auf: Geschlechterrollen und -stereotypen sind im hohen Maße von der Kultur geprägt. Die Vorstellungen darüber, welche Verhaltensweisen, Fähigkeiten und Eigenschaften als typisch männlich oder weiblich angesehen werden, variieren stark von Kultur zu Kultur. Diese kulturellen Unterschiede beeinflussen, wie Menschen ihre Geschlechtsidentität wahrnehmen und wie sie sich entsprechend verhalten. Die Idee, sich mit dieser Genderthematik zu beschäftigen, kam der Forscherin insbesondere durch ihre Position der Gleichstellungsbeauftragten zu ihrer Zeit in Kaiserslautern. „Ich habe deutlich gemerkt, dass es nicht nur eine Rolle spielt, aus welcher Kultur jemand kommt, sondern auch, ob diese Person dann männlich oder weiblich ist“, erzählt sie von ihrem Forschungsinteresse.

Sich auf Neues einlassen

Denn ihr Forschungsinteresse baut bei Sylvia Hubner-Benz immer auf Neugierde, Offenheit und Interesse für Neues – und das wünscht sie sich auch von ihren Studierenden im Hörsaal. „Niemand sollte bei mir erwarten, dass alles vorgekaut wird“, macht die Lehrende deutlich. Denn auch sie wisse natürlich nicht alles und habe in der Vergangenheit immer dazu gelernt, indem sie verschiedene Sichtweisen in Betracht gezogen habe. Deshalb liegt es ihr am Herzen, den Studierenden als Verantwortliche des Studiengangs International Business Studies (IBS) auch internationale Erfahrungen zu ermöglichen. Diese können in Form eines Austausches stattfinden oder auch durch Key Studies. „Wichtig ist immer, dass man sich auf Neues einlässt – seien es Personen, Kulturen oder Aufgaben“, macht die Forschende deutlich. Hier möchte sie ihren Fokus deshalb insbesondere auf Themen wie kulturelle Diversität legen und Sprachen und Kulturen mit der Wissenschaft verknüpfen – oder kurz um: Das Studium für die Studierenden erlebbar machen.

 

Know-how auf einen Blick – das sagt die Expertin:

Wie kann ich mich im Studium darauf vorbereiten, nachher "global erfolgreich" zu werden?

„Es sollte nicht nur darum gehen, betriebswirtschaftliche Kenntnisse zu entwickeln und Fakten über Länder und Kulturen zu kennen – was natürlich als Grundlage wichtig ist. Besonders relevant ist es, eine Sensibilität und Offenheit für andere Strukturen und Kulturen zu entwickeln. Dabei hilft es, eigene Erfahrungen mit Personen oder Unternehmen aus anderen Ländern zu machen, sich auszutauschen und dann zu reflektieren, inwiefern Dinge dort anders gemacht werden und ob das vielleicht auch Vorteile hat, von denen man lernen kann.“

Welche Hard Skills und Soft Skills halten Sie für wichtig?

„Gerade sehen wir eindrücklich, wie wichtig es geworden ist, digitale Technologie und digitale Kommunikation kompetent zu nutzen, da es hier aktuell rasante Entwicklungen in allen Teilen der Welt gibt. Wir haben neue Möglichkeiten, in verschiedenen Sprachen und mit verschiedenstem Bild- und Videomaterial zu kommunizieren. Um diese Möglichkeiten vorteilhaft zu nutzen, müssen wir ständig dazu lernen und insbesondere lernen, für unsere Entscheidungen die globalen Entwicklungen zu interpretieren.“

Als Expertin für International Management machte Prof. Dr. Sylvia Hubner-Benz ihrem Forschungsfeld alle Ehre und lebte bereits in den verschiedensten Orten auf der Welt.

Contact