Ver­schmelzung von Nach­haltigkeit und Rech­nung­swesen: Der Blick in eine vielver­sprechende Zukun­ft

 |  Paderborn Research Center for Sustainable Economy (PARSEC)Fakultät WirtschaftswissenschaftenPressemitteilungen

Prof. Dr. Daniel Reimsbach, Experte für BWL insbesondere Reporting, Governance und Sustainability, zeigt, wie die beiden Welten von Nachhaltigkeit und Rechnungswesen verschmelzen. In einem zukunftsträchtigen Berufsfeld verknüpft er Zahlen und Nachhaltigkeit und erforscht, wie sie unsere Entscheidungen beeinflussen.

Rechnungswesen – das ist Finanzmanagement und Kostenrechnung, aber hat mit Nachhaltigkeit nicht viel am Hut? Da muss Daniel Reimsbach widersprechen – denn er weiß: „Alle Teil-Disziplinen des Rechnungswesens setzen sich verstärkt mit der Nachhaltigkeit auseinander.“ Intern müssen sich Unternehmen zum Beispiel mit Aspekten der Nachhaltigkeitsbewertung zur Entscheidungsunterstützung für das Management auseinandersetzen. Das bedeutet unter anderem, dass das Unternehmen Nachhaltigkeitsrichtlinien entwickelt, um seinen eigenen Betrieb und seine internen Prozesse nachhaltiger zu gestalten. Es umfasst aber auch interne Berichterstattung und Überwachung der Umsetzung dieser Nachhaltigkeitsmaßnahmen. Extern gilt es, die Nachhaltigkeitsleistung von Unternehmen an externe Stakeholder zu kommunizieren. Es geht also darum, wie das Unternehmen nach außen hin in Bezug auf Nachhaltigkeit wahrgenommen wird.

Den Spirit im Hörsaal vermitteln

Dementsprechend ist Daniel Reimsbach auch vom nachhaltigkeitsorientierten Rechnungswesen als „sehr erfolgversprechendes Berufsfeld“ für die Zukunft überzeugt. „In diesem Bereich wird in hochgradigen Dimensionen eingestellt!“ erklärt er. Auch gehe am Rechnungswesen die digitale Transformation nicht spurlos vorbei: „Das klassische Bild des Berufsfeldes wird sich verändern, da zum Beispiel einige Berichts- und Prüfungsvarianten obsolet werden“, aber letztlich seien auch das nur neue Herausforderungen, denen es sich zu stellen gelte. Und diese Message möchte er auch an seine Studierenden im Hörsaal weitergeben: Zum einen seinen Spirit für Nachhaltigkeit und Accounting und die Zukunftsfähigkeit dieser Disziplinen, aber auch die Motivation, sich intrinsisch mit Inhalten auseinanderzusetzen und am Ball zu bleiben. „Wenn die Studierenden ein grundlegendes Interesse mit Selbst- und Lernmanagement zusammenführen, dann werden sie ein erfolgreiches Studium haben“, motiviert der 43-Jährige.

Internationale Erfahrungen in den Niederlanden

Studierende hat Daniel Reimsbach nämlich schon die ein oder anderen kennengelernt und weiß deshalb, dass es nicht „den einen Idealtypus“ gibt. Aktuell lebt er mit seiner Familie in Neukirchen-Vluyn und bis vor einigen Monaten lehrte er an der Radboud University in den Niederlanden. Das universitäre System, das er in seiner Zeit dort kennenlernte, erinnerte ihn deutlich an das amerikanische System. Die Fakultäten dort sind in verschiedene Departments aufgegliedert, die sehr international ausgerichtet sind. Deshalb waren nicht nur die Vorlesungen und Seminare für die Wirtschaftsstudierenden auf Englisch, sondern auch die administrativen Prozesse wie Department-Meetings. Als Associate Professor für Accounting hat sich Daniel Reimsbach dort inhaltlich schon viel mit Aspekten des Sustainability Accountings beschäftigt. „Diesen Fokus habe ich mir über meine sieben Jahre in den Niederlanden aufgebaut“, blickt er zurück. Als Teil des Paderborner Research Center for Sustainable Economy (PARSEC) wird er diesen Schwerpunkt auch in Paderborn weiterführen und ausbauen.

Experimentelle Forschungsmethoden

Seine Forschung beschäftigt sich mit Nachhaltigkeitsinformationen in vielfältiger Form. Der Fokus liegt dabei immer auf der Wirkung von Informationen auf die Entscheidungen verschiedener Zielgruppen und wie sie beeinflussen, wie beispielsweise Manager*innen über das Unternehmen berichten. Daraus bildet sich ein kontinuierlicher Kreislauf. Das Rechnungswesen spielt dabei eine zentrale Rolle, da Nachhaltigkeitsinformationen in Bezug auf interne Steuerung (Nachhaltigkeitscontrolling) und externe Berichterstattung (Nachhaltigkeitsreporting) betrachtet werden. Die Messbarkeit steht dabei immer im Mittelpunkt: „Nur was gemessen wird, kann auch gesteuert werden“, erklärt Daniel Reimsbach. Die Forschungsmethodik des Neuberufenen basiert dabei hauptsächlich auf Experimenten, bei denen Proband*innen im Labor oder in realen Situationen Informationen ausgesetzt werden, auf Grundlage derer sie Entscheidungen treffen müssen. Dadurch, dass die Teilnehmenden leicht veränderte Informationen erhalten, die Informationen also „manipuliert“ sind, kann kausal nachvollzogen werden, ob andere Entscheidungen auf veränderte Faktoren zurückgeführt werden können.

Wahrnehmung von Siegeln und Nachhaltigkeitsbegriffen?

In einer Studie schaute sich der Forscher unter anderem an, ob es einen Unterschied macht, wenn ein Nachhaltigkeitsbericht separat oder in Kombination mit klassischen Finanzdaten präsentiert wird. Und es zeigte sich im Rahmen der experimentellen Studien, dass das Berichtsformat, einschließlich der Darstellung von Prüf-Siegeln, die Wahrnehmung tatsächlich signifikant beeinflusst. Allerdings bliebe immer die Frage offen, inwieweit die Erkenntnisse aus dem Labor auf die reale Welt übertragen werden können. Daher sei es sinnvoll, verschiedene Methoden zu kombinieren, um die Ergebnisse besser verallgemeinern zu können. „In einer akademischen Karriere muss man sich aber einfach mit vielen Methoden auseinandersetzen und die eine finden, die einem am Herzen liegt“, beschreibt Daniel Reimsbach – und bei ihm seien es eben die experimentellen Studien.

Wandel in der akademischen Welt

„Aber die Wissenschaft ist im ständigen Wandel“, berichtet er mit einem Blick auf seine Publikationen. Dabei erinnert er sich auch noch an die Zeit, in der akademisch insofern sozialisiert wurde, als dass jede*r Betriebswissenschaftler*in einmal in einer namenhaften BWL-Zeitschrift deutschen Ursprungs publiziert haben musste, um sich einen Namen zu machen. „2013 hatte ich dann meine erste Publikation in Allein-Autorenschaft in solch einer Zeitschrift und damals war es das ein großer Erfolg für mich“, muss Daniel Reimsbach heute etwas schmunzeln, denn heute sei diese Publikation in den Ranglisten nicht mehr so viel wert. Der Grund dafür? Die Wissenschaft habe sich schon seit langem internationalisiert und weiterentwickelt. Um so mehr ist deshalb die Zusammenarbeit mit Kolleg*innen aus verschiedenen Teildisziplinen für ihn von großer Bedeutung, insbesondere im Bereich der Nachhaltigkeit, der sich über verschiedene Teilgebiete der BWL erstreckt. Diese Interdisziplinarität ermöglicht es ihm, gemeinsame Interessen zu finden und zu fördern, weshalb er insbesondere in PARSEC viel Potenzial sieht. Denn auch in seinem eigenen Studium hatte es ihm die Verbindung zu anderen Disziplinen sowie das Reinschnuppern in andere Teilbereiche angetan – „und daran halte ich bis heute fest.“

Prof. Dr. Daniel Reimsbach, Experte für BWL insbesondere Reporting, Governance und Sustainability, zeigt, wie die beiden Welten von Nachhaltigkeit und Rechnungswesen verschmelzen.

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