Prof. Dr. Eva Böhm hat sich in der Forschung als Expertin für industrielle Dienstleistungen und Lösungen etabliert. Daneben beschäftigt sie sich in verschiedenen Forschungsprojekten mit den unintendierten Konsequenzen beliebter Marketinginstrumente für Kund*innen und die Gesellschaft. Als Neuberufene kehrt sie nun an ihre „akademische Heimat“ zurück, in der vor vielen Jahren ihre Leidenschaft am Forschen geweckt wurde.
Ihr Expertentum hat Eva Böhm über eine langjährige intensive Auseinandersetzung mit ihrem Themenfeld erlangt. „Dadurch habe ich eine gewisse Sichtbarkeit in der wissenschaftlichen Community erlangt“, gibt sie bescheiden zu. Und deshalb weiß sie um die Relevanz industrieller Dienstleistungen und Lösungen in unterschiedlichen Branchen. Viele Industriegüterunternehmen sehen sich nicht mehr als reine Produzenten, sondern als Anbieter ganzheitlicher Lösungen für ihrer Kund*innen. So verkauft zum Beispiel Diebold Nixdorf nicht nur Selbstbedienungskassen, sondern unterstützt die Einzelhändler*innen auch dabei, den gesamten Selbstbedienungsprozess attraktiv zu gestalten. Damit übernehmen Unternehmen wie Diebold Nixdorf heute weitaus mehr Verantwortung für zentrale Prozesse der Kundenunternehmen. In ihrer Forschung widmet sich Eva Böhm den Konsequenzen, die dieser Wandel für die Unternehmen, die Vertriebsmitarbeiter*innen und die Kundenunternehmen mit sich bringt.
Neben diesen Themen treiben Eva Böhm vor allem die möglichen negativen Konsequenzen beliebter Marketinginstrumente für Kund*innen und die Gesellschaft um. In einem Projekt hat sich die Forscherin angeschaut, wie sich Zahlungsmethoden im Online-Handel auf die Retourenquote auswirken. Die Ergebnisse? Die Möglichkeit eines Einkaufs auf Rechnung lässt die Retourenquote stark ansteigen. Daraus ergibt sich die Fragestellung, wie Kund*innen von Zahlmethoden überzeugt werden können, die eine Zahlung vor dem Kauf verlangen, ohne diesen ein Gefühl von Einschränkung zu vermitteln. Eine Lösung bietet hier der Online-Bezahldienst PayPal, denn: „PayPal ist für Kund*innen bequem, führt aber zu einer unmittelbaren Zahlung und damit zu einer stärkeren Verbundenheit zu den ausgesuchten Artikeln“, führt Eva Böhm in die Hintergründe ein. An oberster Stelle steht hier immer die Frage, wie Marketing einen Mehrwert für Unternehmen, Kund*innen und die Gesellschaft schaffen kann.
Die Alltagstauglichkeit der Projekte hinterfragen
Eva Böhm beschreibt hier sehr greifbare Projekte. Aber auch generell liegt es ihr am Herzen, die Alltagstauglichkeit ihrer Forschung zu hinterfragen. Nur so gelingt es ihr, eine ganzheitliche Sichtweise auf Themen zu bekommen. Hierfür tauscht sie sich nicht nur mit Kolleg*innen aus der Forscher*innenperspektive aus, sondern auch mit Freund*innen und ihrer Familie. Forschung ist für Eva Böhm einfach nicht wegzudenken – auch während ihrer Elternzeit nicht: „Ich war immer ein Teil des Ganzen, denn aus der Lehre kann man sich rausnehmen, aber nicht aus der Forschung“, weiß die 40-Jährige. Familie und Wissenschaft? Diese Vereinbarung beschreibt Eva Böhm als „riesige Herausforderung“, die viel Unterstützung, Pragmatismus, aber auch Humor verlangt. Für die Zukunft erhofft sie sich mehr weibliche Rollenvorbilder und Netzwerke, die beweisen, dass Familienleben und Wissenschaft auch zusammen funktionieren.
Zurück an die „akademische Heimat“
Eva Böhm kommt nun als Neuberufene an die Universität Paderborn, sie ist jedoch keine Unbekannte: Den Grundstein für ihren akademischen Werdegang legte sie an der Fakultät für Wirtschaftswissenschaften – zunächst als Doktorandin, später als Habilitandin. Vor drei Jahren führte sie ein Ruf auf die Juniorprofessur „Marketing“ an die Technische Universität Dortmund. Jetzt folgt sie dem Ruf zurück in ihre „akademische Heimat“. Aus Forscherinnenperspektive weiß Eva Böhm um die starke Vernetzung der UPB in die Region sowie die Kooperationen über die Fakultätsgrenzen hinaus. Von diesen verspricht sie sich einen Mehrwert für Lehre und Forschung. Auch die Studierendenperspektive kennt die Marketingexpertin aus eigener Erfahrung, denn mit ihrem BWL-Studium lernte sie auch die andere Seite des Hörsaals an der UPB kennen. Die anschließende Promotion beschreibt sie noch heute als „größten Einfluss“ auf ihren akademischen Werdegang. „Ich habe in Paderborn mit einem großartigen Team promovieren können, das meine Leidenschaft am Forschen geweckt hat“, erinnert sie sich.
Als Student*in zum Co-Creator*in werden
Die Einsicht, dass Forschen nur im Team Spaß macht, möchte Eva Böhm auch an ihre Studierenden weitergeben. Die Lehre soll durch aktuelle Themen angereichert werden, die von Basisseminaren und methodischen Veranstaltungen begleitet werden. Als Beispiel nennt die Lehrende hier unter anderem den Zusammenhang zwischen Marketing und Lebensmittelverschwendung. „Lehre sollte bei mir immer aktivierend sein, zur Mitarbeit ermutigen und kritisches Hinterfragen fördern.“ Deshalb wünscht sie sich, dass die Studierenden sich selbst einbringen „und die Lehre nicht einfach konsumieren“ – also die Co-Creator*innen-Rolle einnehmen.
Marketing als Vermittler zwischen Unternehmen und Kund*innen
Denn auch in der Lehre verliert Eva Böhm die zentralen Inhalte ihrer Forschungen nicht aus den Augen. Auch hier verfolgt sie mit den Studierenden die Frage, wie Marketing einen Mehrwert für das große Ganze stiften kann. Ihre zentrale Botschaft besteht darin, dass Marketing mehr ist als das reine Vermarkten von bestehenden Produkten, sondern der Vermittler zwischen Unternehmen und Konsument*innen. „Man sollte dafür sorgen, dass ein wertstiftender Austausch mit den Kund*innen entsteht“, spielt Eva Böhm auch auf Überschneidungspunkte zu Lena Steinhoff an. Die beiden Forscherinnen sind auch gemeinsam in einem Forschungsprojekt aktiv, das das Kaufverhalten bei Verwendung von Smart Speakern untersucht. In diesem Rahmen wird untersucht, ob Kund*innen anders reagieren, wenn sie über einen sprachbasierten Kanal Informationen suchen, einkaufen, bezahlen, oder Produkte bewerten. Auch hier findet sich ein alltagsnahes Forschungsthema wieder, das die Neuberufene gemeinsam untersucht - denn sie weiß: „Forschen ist Teamwork.“
5 Tipps für Studis
- Gerade zu Beginn sollte Zeit in soziale Kontakte investiert werden! Die richtigen Leute können einen durchs Studium tragen.
- Weniger mit Kommiliton*innen vergleichen! Das führt nur zu Verunsicherungen, deshalb gerade in der Klausurenphase mehr Fokus auf sich selbst legen.
- Arbeits- und Lernaufwand über das Semester verteilen! So kann man sich viel Leid in der Klausurenphase ersparen.
- Bei Nebentätigkeiten strategisch vorgehen! Immer Jobs suchen, die Bezüge zum Studium bieten und den Lebenslauf dadurch besonderer machen.
- Wer Interesse an Promotion hat, sollte frühzeitig Kontakt zu Lehrstühlen aufnehmen! Es lohnt sich, früh Grundsteine zu legen.