Wir freuen uns über die Bewilligung unseres Forschungsantrags “Hochpreisphasen meistern: Die Rolle von Verhaltensanpassungen in der Energiekrise” durch die Fritz-Thyssen Stiftung.
Kurzzusammenfassung:
Hohe und zunehmend volatile Energiepreise stellen Energiewirtschaft, Industrie und private Haushalte vor erhebliche Herausforderungen. Ein zentrales Beispiel ist die Gaskrise 2022/2023, in der die deutsche Energiewirtschaft mit stark gestiegenen Gaspreisen und Unsicherheiten in der Versorgungslage zu kämpfen hatten. Langfristige Lieferverträge schränkten ihre Flexibilität ein, so dass zusätzliche teure Energieimporte in vielen Fällen unvermeidbar wurden. Die Industrie sah sich mit enormen Kostensteigerungen und der Unsicherheit über die Energieversorgung konfrontiert, was besonders energieintensive Branchen vor große wirtschaftliche Probleme stellte. Ähnliche Herausforderungen treten bei systembedingten Dunkelflauten, wetterbedingten Phasen, in denen Defizite bei der Stromerzeugung zu stark steigenden Strompreisen führen, auf. Beide Beispiele vereint ein zentrales Problem: Während die Industrie aufgrund notwendiger Produktionsprozesse kurzfristig vielfach nur eingeschränkt und mit sehr hohen Kosten auf Hochpreisphasen reagieren kann, wird privaten Haushalten im Hinblick auf das kurzfristige Anpassungspotenzial eine wichtige Rolle zugeschrieben. Dennoch sind die Preissignale für die meisten Haushalte aufgrund bestehender Verträge mit den Versorgern nicht sofort spürbar. Dies zeigt sich beispielsweise an den eindringlichen politischen Appellen zum Gassparen in Haushalten während der Gaskrise 2022/2023. Aus volkswirtschaftlicher Sicht ist es damit entscheidend, das Anpassungspotenzial privater Haushalte in Knappheitsphasen möglichst effektiv auszunutzen, insbesondere auch dann, wenn sich individuelle Preissignale erst zeitverzögert darstellen.
Ziel des Projekts ist es, Verhaltensanpassungen von Haushalten in Deutschland in Phasen kurzfristiger Energiepreissteigerungen empirisch zu untersuchen. Im Fokus stehen dabei die Gaskrise 2022/2023 sowie die derzeit intensiv diskutierten Dunkelflauten wie zuletzt im Winter 2024/2025. Mittels feld- und laborexperimenteller Analysen sollen die Anpassungsstrategien von Haushalten und ihre potenziellen Beiträge zur Bewältigung solcher Hochpreisphasen analysiert werden.
Projektteam:
Prof. Dr. Martin Kesternich
Vicky Leoni Tinnefeld
Dr. Madeline Werthschulte (VU Amsterdam)