Vom Au­di­max zur Büh­ne

 |  StoryFakultät Wirtschaftswissenschaften

Wie Julian die Kulturbranche mit BWL-Wissen erobert

2016 begann Julian Müller sein Studium mit dem Bachelor Wirtschaftswissenschaften, das er mit dem Master Betriebswirtschaftslehre sechs Jahre später beendete. Seitdem hat er seinen Platz im Herzen von Paderborn als Projektleiter der Wohlsein GmbH gefunden und blickt nun auf seine Anfänge hinter der Bar im ehemaligen Nachtclub zurück. 

Mit Zahlen, Finanzen und Risikomanagement beschäftigt sich Julian nicht erst seit seinem Bachelorstudium. Vorher hat der 29-Jährige bereits eine Ausbildung zum Bankkaufmann absolviert. Abseits von Investmentberatungen und Kundenakquise merkte er, dass ihm insbesondere die betriebswirtschaftlichen Prozesse lagen. „Ich war von den verschiedenen Aspekten des Managements und der Unternehmensführung begeistert“, reflektiert er heute. „90 Prozent meiner Studienzeit habe ich dann im Audimax verbracht“, erinnert sich Julian an die Grundlagenfächer zu Beginn des Studiums sowie das stundenlange Pauken der Methoden in Mathe und Statistik – „ein Zuckerschlecken war das nicht.“  Dennoch erkannte er schnell, wo seine Stärken lagen, und fokussierte sich im BWL-Master auf das Nachhaltigkeitsmanagement. Der flexible Studienverlaufsplan ermöglichte ihm eine individuelle Profilbildung, von der er bis heute profitiert. Denn Nachhaltigkeitsmanagement ist auch in der Kulturbranche unverzichtbar und genau hier setzt Julian seine Expertise ein.

Angefangen hinter der Theke

Schon während seines Studiums stand der gebürtige Anröchter im ehemaligen Nachtclub Wohlsein am Westerntor hinter der Theke und sammelte erste Berufserfahrungen. „Vom Minijobber habe ich mich dann schnell zur Schicht- und anschließend zur Betriebsleitung hochgearbeitet“, berichtet er von seinen Anfängen. Und damit hatte der ehemalige Student der Wirtschaftswissenschaften dann auch schon den ersten Fuß in der Kulturbranche. „Ich schwimme in diesem Kosmos bereits seit 2019 und habe die gesamte Entwicklung hautnah erlebt“, so Julian. Aus dem einstigen Nachtclub wurde im Laufe der Jahre nämlich eine Full-Service-Agentur, die von der inhaltlichen Gestaltung, über die Vermarktung und Umsetzung bis hin zur Infrastrukturplanung und Abrechnung alles konzipiert. Und damit das alles reibungslos über die Bühne geht, gibt es Julian. Der ist seit Anfang 2023 als Projektleiter nicht mehr wegzudenken.

Der Wirtschaftszweig im Kulturleben

Seitdem verbringt er seinen Arbeitsalltag entweder im Team-Büro in der Paderborner Friedrichsstraße oder er begleitet gerade eine Veranstaltung – und dies schon lange nicht mehr nur regional. Seine Arbeitswelt vergleicht Julian mit der pulsierenden und lebendigen Start-up-Szene – denn festgefahrene Strukturen oder „stumpfe Jobtitel und Hierarchieebenen“ gib es beim Wohlsein nicht. „Wir wissen alle, dass wir uns unseren jetzigen Stand gemeinsam erarbeitet haben“, gibt Julian stolz zu, denn „typische Jobtitel wie man sie von LinkedIn kennt, sucht man bei uns vergeblich.“ Gerade deshalb hat Wahlpaderborner schon zu Studienzeiten angefangen, die Ebene der Projektplanung allein zu übernehmen. Mit seinem Studienabschluss 2023und dem Eintritt in die Vollzeit-Arbeit immer mehr Aufgaben und Verantwortungen hinzu. Aus seinem Studium hat er dafür viel Wissen zu Teamführung und Durchsetzungsvermögen mitgenommen. „Das ist in meiner Position sehr wichtig, da ich ein Team aus über 30 Minijobber*innen betreue.“ Darüber hinaus begegnen Julian insbesondere bei Projektabschlüssen immer wieder inhaltliche Schnittstellen zum Wirtschaftszweig, wenn er zum Beispiel mit Kund*innen abrechnet oder vorab Akquise betreibt – „also bewege ich mich auf einem Wirtschaftszweig im Kulturleben.“

Picknick-Konzerte, Festivals und andere Künstler*innen

Das prägendste Ereignis in seinem beruflichen Werdegang war für Julian während der Corona Pandemie, als er und sein Team mit den „Picknick-Konzerten“ im Schloss- und Auenpark in Schloss Neuhaus ein ganz neues Format aus dem Boden stampften. Zu diesem Zeitpunkt tauchte der damalige Student zum ersten Mal richtig in das Geschehen als Projektleiter ein und sorgte mit seinen Kolleg*innen für über 1000 begeisterte Besucher*innen und ausverkaufte Tickets. „Das war überwältigend, weil im Sozialleben nichts mehr ging und dann haben wir diese Veranstaltung auf die Beine gestellt“, erinnert er sich. Zugleich beschreibt Julian eine Erkenntnis, die er an diesem Zeitpunkt gewonnen hat: „Ich habe gemerkt, dass ich das kann, dafür brenne und das weitermachen will.“ Gesagt, getan: Seitdem hat der Alumnus bereits die ein oder andere Veranstaltung mit dem Team Wohlsein verwirklicht. Julian übernimmt dabei das erste Brainstormen, die konkrete Planung, begleitet die Durchführung und betreut zugleich Themen wie Accounting oder Budgetplanung. „Mein Job ist nicht klassisch 9 to 5 und das liebe ich besonders“, berichtet er zudem von langen Arbeitstagen bis spät in die Nacht – aber das sei Kulturleben und mache es so einzigartig, auch für ihn als BWLer. Auch das Tausendquell Festival gehört zum Veranstaltungsangebot des Teams. Das Ein-Tages-Elektronika-Festival im Tausendquell-Park in Paderborn knackte 2023 seine Besucher*innen-Marke von 3000 Personen. Der Alumnus hat dabei insbesondere die Infrastrukturplanung und das Booking übernommen. Ein weiteres Highlight waren für Julian die internationalen Headliner, die vor Ort waren, obwohl sich das Team beim Booking in erster Linie auf regionale Künstler*innen fokussiert. Im Frühjahr 2023 tauchte er zudem in Bereiche wie die technische Planung und Sicherheitsplanung ein. Hier gewann das Team Wohlsein den deutschen Komiker Torsten Sträter für die OWL-Arena in Halle, die mit rund 6000 Menschen prall gefüllt war.

Lust auf einen Blick hinter die Kulissen? Julian nimmt dich mit!

Wie viele Arbeitsstunden gehen für eine Veranstaltung drauf?

„Ich würde schätzen, dass es bis zur endgültigen Abrechnung ungefähr 500 Stunden sind.“

Welche drei Herausforderungen treten typischerweise bei der Veranstaltungsplanung auf?

„Jemand kommt zu spät. Es regnet. Irgendwas fehlt immer.“

Welche Trends und Veränderungen können in der Szene beobachtet werden?

„Eine wesentliche Veränderung ist, dass das Thema der Nachhaltigkeit immer mehr aufgenommen wird, indem Ressourcen gespart werden oder Müll vermieden wird. Wer auf Festivals unterwegs war, hat das bestimmt gemerkt.“

Was benötigt man für deinen Job?

„Ich würde sagen, dass man ein gutes Stressmanagement benötigt, denn in dieser Branche läuft es immer anders als geplant. Dann muss man cool bleiben, umdenken und umstrukturieren.“

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Julians Arbeit in der Veranstaltungsbranche