Wie Anush seine Leidenschaft für den Reitsport mit dem Unileben kombiniert
Der 24-jährige Anush Agarwalla hat im März 2024 seinen Bachelor in Wirtschaftswissenschaften an der Universität Paderborn erfolgreich abgeschlossen. Direkt danach stieg er – nach seiner Teilnahme an den Olympischen Spielen im Sommer 2024 – in den Masterstudiengang Betriebswirtschaftslehre ein. Anush vereint akademische Leistungen mit internationalem Erfolg als Dressurreiter und beweist, dass dass Studium und Spitzensport durchaus vereinbar sind.
Frisch von Olympia ins Masterstudium
Nur wenige Wochen nach den Olympischen Spielen treffen wir Anush zum Interview. Er wirkt entspannt, doch zur Ruhe gekommen ist er noch nicht. „Die letzten Wochen waren ziemlich turbulent. Ich war beim Präsidenten und Premierminister von Indien eingeladen und habe auch meine alte Schule besucht. Aber das waren alles Erlebnisse, die ich unbedingt mitnehmen wollte. Es ist ein Privileg, dass ich solche Dinge erleben darf“, erzählt er stolz. Seine Teilnahme an den Olympischen Spielen hat ihn geprägt – das zeigen auch die olympischen Ringe, die jetzt in Form eines Tattoos seinen Unterarm zieren.
Von der Kindheitsfaszination zur olympischen Bühne
Aufgewachsen in Indien, entdeckte er seine Leidenschaft für den Reitsport bereits im Alter von fünf Jahren. Doch der Funke, der seine sportliche Laufbahn entscheidend beeinflussen sollte, sprang bei den Olympischen Spielen 2012 in London über. „Ich war fasziniert von der Dressur und wusste sofort, dass ich diesen Weg gehen möchte“, erinnert er sich. Mit 17 Jahren verließ er Indien, um in Borchen bei Paderborn unter dem renommierten Dressurreiter Hubertus Schmidt zu trainieren. Gleichzeitig schloss er seine Schulausbildung in Indien ab.
Für Anush war es immer wichtig, neben dem Sport auch akademisch erfolgreich zu sein. „Mein Trainer hat mir die Universität Paderborn empfohlen. Die Uni bot genau die richtigen Fächer, und die Lage war perfekt, um Studium und Training miteinander zu verbinden.“
Kulturelle Hürden und der Weg ins Studium
Der Umzug nach Deutschland war für Anush eine spontane Entscheidung und brachte sprachliche sowie kulturelle Herausforderungen mit sich – „ich konnte anfangs überhaupt kein Deutsch.“. Mit intensivem Sprachunterricht, Sprachapps und einem Studienkolleg bereitete er sich auf das Studium vor. So gut es ging: „Die ersten Wochen in der Uni waren ganz katastrophal. Obwohl ich dachte, ich könnte gut Deutsch sprechen, war die Realität eine ganz andere.“
Mit Ausdauer und Unterstützung fand Anush jedoch seinen Weg: „Ich stand zu Beginn meiner Zeit in Paderborn vor vielen Herausforderungen, aber am Ende des Tages haben mich die Schwierigkeiten heute geprägt. Ich bin sehr dankbar, wie sich alles entwickelt hat.“
Sportliche Erfolge und olympischen Highlights
In den letzten Jahren konnte Anush große sportliche Erfolge feiern. 2023 gewann er bei den Asienspielen in China Mannschaftsgold und Einzelbronze – die ersten Dressurmedaillen für Indien seit über 40 Jahren. „In Indien wird Reiten eher als Hobby betrachtet, nicht als Turniersport. Aber unser Erfolg hat das Bewusstsein stark verändert“, erklärt er stolz.
Sein bisher größter Erfolg war die Teilnahme an den Olympischen Spielen 2024 in Paris. „Der Weg dorthin war nicht leicht, besonders weil mein Pferd Sir Caramello zeitweise verletzt war.“ Doch mit Geduld und harter Arbeit gelang ihm die Qualifikation. „So was wie Olympia erlebt man nicht oft im Leben. Das war etwas ganz Besonderes und wird für immer bei mir bleiben.“ Besonders beeindruckt war er von der Atmosphäre im Olympischen Dorf. „Es war unglaublich, Spitzensportler wie Rafael Nadal und Carlos Alcaraz zu treffen. Ich war wie ein Fanboy – wollte alles sehen und am liebsten gar nicht schlafen.“
Die Balance zwischen Studium und Spitzensport
Die Kombination aus Studium und täglichem Training erfordert viel Disziplin. „Ich bin jeden Tag außer sonntags bis zu neun Stunden am Stall“, berichtet Anush. Dennoch legt er großen Wert auf sein Studium: „Manchmal muss ich das Training an die Uni anpassen, aber die Zusammenarbeit mit dem Team im Stall macht das möglich.“
Anush blickt positiv auf seine Zeit an der Universität Paderborn: „Es war nicht leicht, so jung und alleine in ein fremdes Land zu kommen, aber die Erfahrungen haben mich geformt.“ Dank der Unterstützung durch das Sportförderprogramm der Universität konnte er seine Prüfungen flexibel legen und gleichzeitig an wichtigen Turnieren teilnehmen. „Die Uni war immer an meiner Seite. Das hat mir enorm geholfen und mir den Rücken freigehalten.“
Trotz der Doppelbelastung aus Studium und Leistungssport schloss Anush seinen Bachelor mit einem Notendurchschnitt von 1,7 ab – ein beeindruckender Beweis für seinen Ehrgeiz und seine Disziplin.
Ein Blick in die Zukunft
Trotz seiner Erfolge bleibt Anush bodenständig: „Ich sehe mich noch nicht unbedingt als Vorbild, dafür bin ich noch zu jung. Aber ich möchte den Reitsport in Indien weiterentwickeln und junge Menschen ermutigen.“
In den kommenden Jahren plant er, weiterhin an großen Turnieren wie den Asienspielen, Weltmeisterschaften und den nächsten Olympischen Spielen teilzunehmen. Parallel dazu will er seinen Master an der Universität Paderborn erfolgreich abschließen.
Ein Rat an andere Studierende
Anushs Weg zeigt, dass man auch unter großen Belastungen erfolgreich sein kann – mit der richtigen Unterstützung und einer klaren Vision. Zum Abschluss gibt er anderen Studierenden einen wertvollen Ratschlag: „Es ist wichtig, immer an sich selbst zu glauben und durchzuhalten, auch wenn es schwierig wird. Disziplin und Ausdauer sind der Schlüssel zum Erfolg – egal, ob im Studium oder im Sport.“
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