Neun Mo­na­te in Dä­ne­mark: An­na-Le­n­as Aus­land­s­prak­ti­kum - Teil 1

 |  InternationalStoryFakultät Wirtschaftswissenschaften

„Ich wünsche mir, dass ich in sieben Monaten – am Ende meines Praktikums in Kopenhagen - auf eine lehrreiche und schöne Zeit zurückblicken kann.“

New York, Shanghai oder Kolumbien – die Liste der Orte, die Studierende der Wirtschaftswissenschaften für ein Auslandspraktikum wählen, ist lang. Aber warum erst bis ans andere Ende der Welt reisen, wenn man praktische Erfahrungen auch im Nachbarland sammeln kann? Anna-Lena macht es vor: Sie schloss im Sommer ihr IBS-Studium in Paderborn ab und entschied sich, mit einem Auslandspraktikum auf ihr Wissen aufzubauen.

Der digitale Bewerbungsprozess

Über LinkedIn suchte sie gezielt nach internationalen Praktikumsstellen und bewarb sich auf geeignete Stellenausschreibungen im digitalen Marketing. Durch die räumliche Distanz lief der Bewerbungsprozess anders als gewohnt ab: „Wenn den Unternehmen meine Bewerbung gefiel, wurde ich zu einem digitalen Interview eingeladen. Dabei konnte ich mir einen ersten Eindruck vom Gegenüber machen.“ Im Mai hatte Anna-Lena ihr erstes Gespräch mit ihrem heutigen Chef und erhielt einen Monat später die Zusage für ihren Praktikumsstart im September. „Ich habe das Team in zwei Gesprächen kennengelernt und es hat von beiden Seiten sofort gematcht“, blickt sie auf die Bewerbungsphase zurück, sodass es für Anna-Lena vor rund zwölf Wochen nach Kopenhagen ging.

Mit einem Koffer nach Kopenhagen

Sie löste ihre WG in Paderborn auf und reiste mit nur einem Koffer nach Dänemark auf der Suche nach einer Unterkunft. Zwar hatte sie ihr Glück bereits von Deutschland aus versucht, jedoch gestaltete sich die Suche nach einer Wohnung schwieriger als gedacht: „Die meisten Vermieter*innen und Mitbewohner*innen in den WGs wollten ein persönliches Kennenlernen.“ Nach nur wenigen Tagen fand Anna-Lena jedoch ein kleines möbliertes Tiny House etwa eine halbe Stunde von ihrem Praktikumsplatz entfernt. Mit ein paar Kleinigkeiten richtete sie sich ein und verlieh ihrem neuen Zuhause ihre ganz persönliche Note. Mit einem Dach über dem Kopf konnte ihr Abenteuer in Kopenhagen beginnen. Die Hauptstadt Dänemarks ist bekannt für ihre Königspaläste, die vielen bunten Häuser am Hafen Nvhavn sowie den Vergnügungspark Tivoli. Zudem ist Dänemark „gemütlich“ und auch kulturell deutlich näher an der Heimat der 23-Jährigen als andere Länder auf der Welt. „Wenn man weiß, dass die Heimat in wenigen Stunden mit dem Zug zu erreichen ist, gibt einem das gerade zu Beginn ein sehr gutes Gefühl.“

Beim gemeinsamen Kaffee die Tagesaufgaben besprechen

Ihr Praktikum absolviert die ehemalige IBS-Studentin bei einem Start Up-Unternehmen, das seit 2018 Poster im skandinavisch minimalistischen Design verkauft. Die nordisch-inspirierten Poster des Start Ups werden von verschiedenen Künstler*innen aus der ganzen Welt designt. „Das Unternehmen zeichnet aus, dass für jedes gekaufte Poster ein Baum gepflanzt wird“, zeigt sich Anna-Lena nach wie vor begeistert von der Unternehmensphilosophie. Und auch darüber hinaus kann sie viel lernen und mitentscheiden. Den Grund dafür sieht sie in den „nicht-festgefahrenen Strukturen“, durch die sich das junge Unternehmen auszeichnet. „Alle kommen morgens entspannt an und wir trinken erst einmal einen Kaffee zusammen, bevor wir über die Tagesplanung reden“, beschreibt sie den Start eines typischen Arbeitsalltags. An zwei Tagen in der Woche trifft sie sich morgens um halb zehn mit ihren Kolleg*innen im Büro in Kopenhagen, um wichtige Aufgaben und Abgaben für die bevorstehenden Tage zu besprechen.

Praktikumsalltag, anfängliche Ängste und Behördengänge

Anna-Lena ist insbesondere für den deutschen Instagram-Account des Start Ups verantwortlich, sodass ihre Aufgaben von der Contenterstellung bis zum Kollaborationsmanagement mit Influencern und anderen Brands reichen. Außerdem erstellt sie auch Beiträge, die über die internationalen Kanäle ausgespielt werden. Generell spricht Anna-Lena in ihrem Praktikumsalltag fast ausschließlich Englisch: „Hier kommt mir mein IBS-Studium und mein Auslandsaufenthalt in den USA nach dem Abitur zugute.“ Zwar ist ihr Aufenthalt in den USA schon fast fünf Jahre her, jedoch hat ihr ein Rückblick darauf vor ihrem Praktikumsbeginn einige Ängste genommen: „Ich wusste von damals, dass nichts Schlimmes passieren und ich nur weiterwachsen kann.“ Trotz dieser positiven Erfahrungen wurde die 23-Jährige von der Aufgeschlossenheit der Dänen überrascht und konnte schnell Leute kennenlernen und Freundschaften knüpfen. Und nachdem die „nervenraubenden“ Behördengänge nach den ersten Wochen abgehakt waren, konnte Anna-Lena ihren Aufenthalt in Dänemark auch sorgenfrei genießen und sich auf die neuen Eindrücke einlassen. „Die Dänen sind deutlich entspannter als wir Deutschen, sodass sich überall und mit jedem geduzt wird. Außerdem ist es nicht schlimm, wenn man eine Stunde zu spät auf der Arbeit erscheint“, beschreibt sie ihre Eindrücke der vergangenen Wochen. Darüber hinaus ist es in Dänemark üblich, mit seinen Kolleg*innen am Freitag nach Feierabend anzustoßen und gemeinsame Events außerhalb des Büros zu planen.

Gespannt auf die nächsten sieben Monate

Anders als aus ihrer Heimatstadt Beckum oder ihrer Studienstadt Paderborn gewohnt, kann Anna-Lena in Kopenhagen schon seit Anfang November Weihnachtsmärkte besuchen und sich auf das bevorstehende Weihnachten einstimmen. Die Feiertage wird sie in Deutschland mit ihrer Familie verbringen und ist deshalb umso glücklicher, dass sie sich für ein Auslandspraktikum „in der Nähe“ entschieden hat. „In Kopenhagen kann ich mein Englisch weiter verbessern, praktische Erfahrungen im Ausland sammeln, eine neue Kultur und Menschen kennenlernen – und das alles, obwohl ich mein Zuhause jederzeit mit dem Zug erreichen könnte.“ Deshalb liegt es Anna-Lena am Herzen zu appellieren, dass sich die Qualität und der Nutzen einer Auslandserfahrung nicht anhand der Entfernung zur Heimat definiere. Die 23-Jährige möchte die nächsten sieben Monate nun in vollen Zügen genießen und sich dann überlegen, wohin es sie möglicherweise treibt. Momentan würde sie Kopenhagen als Ort für einen berufsbegleitenden Master nicht ausschließen – es bleibt also spannend, wohin es Anna-Lena bis zum Ende ihres Praktikums im Juni 2023 treibt. Einen Wunsch hat sie dennoch: „Ich wünsche mir, dass ich nächstes Jahr auf viele wertvolle Erfahrungen und eine lehrreiche Zeit zurückblicken kann.“

Diese Checkliste hat Anna-Lena für dich, damit du perfekt auf einen längeren Auslandsaufenthalt vorbereitet bist:

  1. Sei offen für Neues! Mit einer falschen Grundeinstellung machst du dir den Start kaputt!
  2. Lass dich auf kulturelle Unterschiede ein und öffne deinen internationalen Blick, wie er dir im Studium vermittelt wurde!
  3. Das, was du im Ausland erlebst, vermittelt dir kein Modul!
  4. Schaffe dir genügend Speicherplatz auf deinem Handy für ganz viele Fotos und Videos! Ich werde mir für jeden Monat einen Rückblick schneiden

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Anna-Lenas Zeit in Kopenhagen