In­no­va­ti­ons­pro­zes­se struk­tu­rie­ren: Pa­der­bor­ner Wirt­schafts­in­for­ma­ti­ker er­a­r­bei­ten Leit­fa­den für die Ent­wick­lung di­gi­ta­ler Dienst­leis­tun­gen

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Unternehmen stehen heute häufig vor der Herausforderung, digitale Dienstleistungen zu entwickeln. Immer kürzere Innovationszyklen und komplexere Anforderungen stellen hier jedoch die ersten Hürden dar. Ein federführend an der Universität Paderborn entwickelter Leitfaden soll Unternehmen diesen Einstieg nun anhand eines Drei-Phasen-Modells erleichtern, Handlungsempfehlungen geben und Transformationsprozesse begünstigen.

„Oft ist es so, dass Unternehmen vertraute Verfahren der Produktentwicklung auf die Entwicklung neuer digitaler Dienstleistungen übertragen wollen. Diese Idee ist naheliegend und nicht unbedingt falsch. In einer Welt mit zunehmend komplexeren Anforderungen an Dienstleistungen und laufend kürzeren Innovationszyklen ist so ein Verfahren allerdings nicht immer erfolgreich und effizient“, weiß Prof. Dr. Daniel Beverungen, Inhaber des Lehrstuhls Wirtschaftsinformatik, insb. Betriebliche Informationssysteme an der Universität Paderborn. An seinem Lehrstuhl entstand in Zusammenarbeit mit Experten aus Hochschulen, Fachinstituten und Unternehmen die „DIN SPEC 33453“ – eine „Anleitung“ für die Entwicklung digitaler Dienstleistungen. Die Erarbeitung erfolgte mit Unterstützung des Förderprogramms „DIN Connect“ und ist Teil des Projekts „Digivation“, das zum Förderschwerpunkt „Dienstleistungsinnovation durch Digitalisierung“ des Bundesministeriums für Bildung und Forschung gehört. Betreut wurde das Vorhaben vom Projektträger Karlsruhe (PTKA).

Flexible und bedarfsgerechte Ausrichtung

Beverungen erklärt das erarbeitete Konzept anhand eines fiktiven Beispiels: „Stellen wir uns vor, dass es ein Unternehmen gibt, das Maschinen herstellt und nun eine digitale Dienstleistung entwickeln möchte. Diese soll Wartungsbedarfe von Maschinen voraussagen können. Dabei gibt es folgendes zu bedenken: Die digitalen Dienstleistungen sind für das Unternehmen zunächst einmal neu, es kann nicht einschätzen, ob die Idee wirklich erfolgversprechend ist und weiß nicht, wie genau die Idee im Unternehmen umgesetzt werden kann.“ Der Leitfaden, der als Kreislauf angelegt und in drei Phasen unterteilt ist, soll hier nun als Grundmuster für den Entwicklungsprozess dienen: „Das Unternehmen würde zunächst mit der Analysephase anfangen und diese möglicherweise wiederholt durchlaufen, bis es eine vielversprechende Idee entwickelt und konkretisiert hat.“ Diese Idee wird dann in einer Gestaltungsphase mit einem Kunden zusammen umgesetzt. Das Beispielunternehmen würde die neue Instandhaltungsdienstleistung also konkret mit einem Modellkunden umsetzen und bewerten. Falls die Dienstleistung erfolgreich ist, würde das Unternehmen die neue Dienstleistung dann dauerhaft implementieren, um sie auch anderen Kunden anbieten zu können: „Diese Transformation erfordert häufig einen langen Atem und viel Änderungsbereitschaft, da nicht nur neue Abläufe eingeführt werden müssen, sondern sich auch altbekannte Prozesse und Denkmuster ändern müssen“. Daher kommt es laut Beverungen bei der Entwicklung einer neuen Dienstleistung immer auf den Menschen und seine eigene Bereitschaft zu Veränderungen an.

Die drei Phasen ergeben einen Prozess, den Unternehmen flexibel für sich ausgestalten können. „Entwicklungsmodelle mit 86 fest aufeinanderfolgenden Schritten sind zu schwerfällig und heute nicht mehr zeitgemäß. Die Kreislaufstruktur in unserem Prozess ermöglicht es, an verschiedenen Punkten in die Entwicklung einzusteigen, den Prozess ganz oder nur teilweise zu durchlaufen und so flexibel und bedarfsgerecht auf neue Rahmenbedingungen zu reagieren“, so der Paderborner Wissenschaftler. Ein umfangreicher Katalog mit Handlungsempfehlungen ergänzt das Modell, um Unternehmen konkrete Hilfestellung bei der Entwicklung ihrer Dienstleistung an die Hand zu geben.

„Für die Entwicklung von neuen digitalen Dienstleistungssystemen bietet unser Modell den Unternehmen eine hohe Flexibilität und Agilität, die bisherigen Verfahren im Service Engineering häufig fehlen. „Hierdurch werden Innovationsprozesse strukturierter, schlanker und marktorientierter durchgeführt“, fasst Beverungen zusammen.

Die „DIN SPEC 33453“ ist online kostenfrei abrufbar unter:
www.beuth.de/de/technische-regel/din-spec-33453/31051152

Foto (Universität Paderborn, Besim Mazhiqi): Symbolbild: Die „DIN SPEC 33453“ soll Unternehmen den Einstieg in die Entwicklung digitaler Dienstleistungen erleichtern.
Foto (Universität Paderborn): Prof. Dr. Daniel Beverungen, Inhaber des Lehrstuhls Wirtschaftsinformatik, insb. Betriebliche Informationssysteme an der Universität Paderborn.

Kontakt

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Prof. Dr. Daniel Beverungen

Wirtschaftsinformatik, insb. Betriebliche Informationssysteme

Universitätsprofessor, Lehrstuhlinhaber

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