Neuer Policy Brief zum Thema "Zielgruppengerichtete Ausgestaltung von Förderprogrammen führt zum Erfolg: Was uns das Beispiel 'Energieeffizienz für alle' lehrt" erschienen.
Das Wichtigste in Kürze:
Bei Förderprogrammen steht eine hohe Bedürftigkeit knappen öffentlichen Mitteln gegenüber. Deswegen sollten sie wirksam sein. Das trifft auch auf neuere Förderprogramme zu, die einkommensschwachen Haushalten helfen sollen, ihre Energiekosten zu senken. Ein wichtiges Förderinstrument sind Kaufprämien für energieeffiziente Haushaltsgeräte, mit denen Haushalte hunderte Euro an Stromkosten sparen könnten. Wie solche Programme möglichst wirkungsvoll gestaltet werden können, ist bisher kaum erforscht. Eine neue Studie mit rund 1.800 einkommensschwachen Haushalten zeigt, welchen teils überraschenden Einfluss die Programmgestaltung auf die Nutzung durch die Zielgruppe hat. Selbst kleine Änderungen im Programm können viel bewirken: Statt nur 14 Prozent der Haushalte nutzen im besten Fall fast 24 Prozent das Programm. Einkommensschwache Haushalte reagieren allerdings vielfach anders auf Gestaltungselemente als der „Durchschnittshaushalt“. Ein Beispiel: Der durchschnittliche Haushalt reagiert eher auf Verluste durch eine Nicht-Teilnahme am Programm, als auf die Vorteile bei einer Programmteilnahme. Tatsächlich reagieren einkommensschwache Haushalte aber genau entgegengesetzt. Auch Erinnerungsbriefe, die normalerweise helfen, wirken bei einkommensschwachen Haushalten eher abschreckend. Deshalb reicht es nicht aus, Förderprogramme auf Grundlage plausibler Annahmen zu gestalten. Sie müssen speziell auf die Zielgruppe abgestimmt sein, damit sie wirklich helfen.
Zentrale Handlungsempfehlungen:
- Eine zielgruppengerechte Ansprache ist eine kostengünstige Maßnahme, um die Wirkung von Förderprogrammen zu erhöhen. Am Beispiel der Energieeffizienz in einkommensschwachen Haushalten zeigt sich, dass dieses Potenzial auch bei Programmen und Maßnahmen der öffentlichen Hand, in Organisationen und Unternehmen genutzt werden sollte.
- Zielgruppenspezifische Ansprachen, die auf etablierten verhaltensökonomischen Erkenntnissen beruhen, bergen Chancen und Risiken zugleich. Entscheider/innen sollten daher Methoden der Programmevaluation bei der Ausgestaltung mitdenken.
- Um dafür passende Strategien zu entwickeln, steht Entscheidern/-innen die Möglichkeit einer strategischen Partnerschaft mit Wissenschaftlern/-innen zur Verfügung. Mit der Durchführung von begleitenden Studien liefern solche Partnerschaften wissenschaftlich fundierte Erkenntnisse. Diese können dann erfolgreich in der Praxis umgesetzt werden.
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