Forschungsprofil der Paderborner Wirtschaftspädagogik
Am Department Wirtschaftspädagogik forschen wir an einer zukunftsweisenden Berufsbildung. Dazu zählt einerseits die Bearbeitung von Herausforderungen in den bestehenden Strukturen des Berufsbildungssystems, beispielsweise die individuelle Förderung von Berufslernenden und die Kompetenzentwicklung im Kontext digitalisierter Arbeits- und Geschäftsprozesse. Andererseits befassen wir uns mit der Innovation beruflicher Bildung, etwa durch eine zunehmende Verzahnung beruflicher und akademischer Bildung oder die Förderung unternehmerischer Kompetenzen. Kennzeichnend ist ein gemeinsames Bekenntnis zur gestaltungsorientierten Forschung – die Ergebnisse unserer Forschung tragen neben der Theorienentwicklung immer auch dazu bei konkrete Praxisprobleme zu bearbeiten.
Gestaltungsorientierte Berufsbildungsforschung
"Und? Was machst du so beruflich?" - Menschen identifizieren sich über ihre Arbeit. Die Entscheidung für einen Beruf beeinflusst das gesamte Leben. Megatrends wie Globalisierung, Internationalisierung, Migration oder Digitalisierung prägen dabei die moderne Arbeitswelt und verändern Berufsbilder nachhaltig. Wie kann unter diesen Umständen eine gute Qualifikation für Berufstätigkeiten gelingen? Der Forschungsbereich gestaltungsorientierte Berufsbildungsforschung widmet sich dieser Frage auf drei Ebenen: der individuellen, der organisationalen und der institutionellen Ebene.
Individuelle & organisationale Kompetenzentwicklung
Die zuvor genannten Megatrends bringen soziokulturelle, soziotechnische und ökonomische Herausforderungen für Arbeitnehmer*innen und Arbeitgeber*innen mit sich. Unternehmen stellen sich beispielsweise die folgenden Fragen: Welche Kompetenzen benötigen meine Mitarbeiter*innen, um mit der Digitalisierung Schritt zu halten? Oder: Wie kann ich gemeinsames Lernen in einem multikulturellen Team fördern? Arbeitnehmer*innen sehen sich hingegen mit Fragen der Berufsorientierung oder der persönlichen Weiterentwicklung konfrontiert. Die Herausforderungen, die in diesen Fragen begründet liegen, können durch Berufsbildung gestaltet werden. Der Forschungsbereich widmet sich deshalb der didaktischen Gestaltung von Lehr- und Lernprozessen in unterschiedlichen Lebenskontexten, dem Lernen mit neuen Medien oder der Kompetenzmessung und -entwicklung. Es geht darum, konkrete Handlungsempfehlungen zu entwickeln und die Transformationsprozesse, die sich aus Megatrends für Organisationen und Individuen ergeben, bewusst zu gestalten und ein lebenslanges Lernen zu ermöglichen.
Institutionelles Bildungsmanagement
Die Verantwortung für eine gute Berufsausbildung und Personalentwicklung liegt dabei selbstverständlich nicht allein bei den Unternehmen und Individuen. Bund und Länder müssen sich die Frage stellen, wie sie Aus- und Weiterbildungen zukunftsfähig gestalten wollen und eine hohe Qualität von Lehren und Lernen in Bildungsinstitutionen gewährleisten können. Leitfragen in diesem Zusammenhang sind: Wie können regionale Bildungsprozesse gefördert werden? Wie stellen wir Chancengleichheit für alle her? Und wie können Lehrpläne für eine nachhaltige Ausbildung aussehen? Die Gestaltung und Etablierung von institutionellen Grundlagen beruflicher Bildung sowie die Einführung bildungspolitischer Programme und der Vergleich mit weltweiten Bildungssystemen sind deshalb ein weiterer wichtiger Bestandteil der gestaltungsorientierten Berufsbildungsforschung. Die Paderborner Berufs- und Wirtschaftspädagogik hat sich dabei in den vergangenen Jahren zu einer der führenden nationalen und internationalen Forschungseinrichtungen für Fragen zu gestaltungsorientierter Berufsbildungsforschung etabliert und wirkt maßgeblich an der Entwicklung von Lehrplänen, Weiterbildungsreihen und Kompetenzframeworks mit. Als interdisziplinäres Zentrum der Entwicklungen dient dabei das Centre for Vocational Education and Training (cevet), das über nationale und internationale Forschungskooperationen (Oxford, Cambridge, Tonji, Stanford) verfügt. Im Zuge einer Kooperation mit dem Bundesinstitut für Berufsbildung (BiBB), Ministerien und einer Vielzahl von Instituten und Unternehmen wird der Standort Paderborn künftig noch mehr zu einem zentralen Akteur in der Forschungslandschaft zur Berufsbildungsforschung.
Forschungsschwerpunkte der Professuren
"Wirtschaftspädagogische Forschung hat oftmals evaluative Merkmale und ist in der Regel im Sinne von Evaluationsforschung zu denken. Sie richtet sich auf eine oder mehrere Ebenen des Berufsbildungssystems und analysiert Aspekte, Prozesse und Zusammenhänge auf der Mikroebene, der Mesoebene und / oder der Makroebene sowie das Zusammenspiel der Ebenen. Lerntheoretische Ansätze bilden eine Grundlage der Analysen, die z.B. didaktischen, organisatorischen oder strukturellen Charakter aufweisen können. Aktuelle Themenbereiche wie neue Medien, e-Learning und Serious Games stehen dabei ebenso im Mittelpunkt wie Bildungsgang- und Organisationsarbeit, Berufsorientierung und die Herausforderungen im Bereich von Übergängen im Berufsbildungssystem oder Übergängen vom Berufsbildungssystem in die Arbeitswelt."
Prof. Dr. Marc Beutner
Die strategische Kooperation mit dem Bonner Bundesinstitut für Berufsbildung (BIBB) ist eine deutliche gegenseitige Intensivierung unserer Beziehungen auf dem Feld der Berufsbildungsforschung. Besonders im Bereich der gestaltungsorientierten Arbeiten in der Berufsbildungspraxis nehmen die Paderborner Wirtschaftspädagogen eine führende Rolle ein, womit sich eine hervorragende Ergänzung zu den Themen des BIBB ergibt. Weitere Synergien finden sich im Aufbau von Forschergruppen und eines gemeinsamen internationalen Forschungsnetzwerks.
Prof. Dr. Hubert Ertl
"Die Wirtschaftspädagogik eignet sich hervorragend, um das Lernen und Lehren an Hochschulen umfassend zu untersuchen: Einerseits adressiert sie mit der pädagogisch-didaktischen Perspektive die Mikro-Ebene von Lehr- und Lernprozessen. Andererseits helfen Modelle der Curriculumforschung, die Meso-Ebene der Hochschulbildung zu verstehen und zu gestalten, also z.B. Studiengänge und Module. Organisationstheoretische Konzepte ermöglichen es schließlich, sich differenziert mit den Rahmenbedingungen von Bildungsprozessen an Hochschulen auseinanderzusetzen. Dazu gehören neben den institutionellen Besonderheiten von Hochschulen natürlich auch die Anschlußsysteme und die Übergänge in die und aus den Hochschulen."
Prof. Dr. Tobias Jenert
zur Professur Wirtschaftspädagogik, insb. Hochschuldidaktik und -entwicklung
"Wirtschaftspädagogische Forschung zeichnet sich dadurch aus, dass sie über die Einbindung in Entwicklungs- und Innovationskontexte die Gestaltung wirtschaftspädagogischer Handlungsfelder fokussiert und über diesen Zugang eine Basis zum Verstehen dieser erhält. Forschungs- und Entwicklungsarenen verstehe ich als zeitlich befristete Austausch- und Interaktionsformen zur modellhaften Beschäftigung mit gesellschaftlich relevanten Problemlagen. Forschungsmethodologisch wird es zukünftig interessant sein, Gestaltungsaspekte im Kontext wirtschaftspädagogischer Forschungsprogramme zu verankern."
Prof. Dr. H.-Hugo Kremer
zur Professur für Wirtschaftspädagogik, insb. Mediendidaktik & Weiterbildung
"Wirtschaftspädagogische Forschung ist eine Form der Sozialforschung. Sie zielt auf die systematische und nachvollziehbare Reflexion von pädagogischen Frage- bzw. Problemstellungen im beruflich strukturierten Beschäftigungssystem. Diese Forschung ist experimentell, denn es werden Untersuchungen in sozialen Feldern (gesellschaftlichen Arenen) durchgeführt, die zu einem verbesserten Wissen über die Gestaltung von Lehr-/Lernprozessen, der Organisation und des Managements von Bildungsorganisationen und zur Steuerung des beruflichen Bildungssystems führen sollen."
Prof. Dr. Peter F. E. Sloane
Profilbereich „Transformation und Bildung“
Die gestaltungsorientierte Berufsbildungsforschung ist Teil des Profilbereichs „Transformation und Bildung“ der Universität Paderborn. Dieser bündelt die bisherigen Forschungs- und Entwicklungsarbeiten des Departments Wirtschaftspädagogik und der Berufspädagogik in der Fakultät für Kulturwissenschaften zur Berufsbildungsforschung. Der Profilbereich umfasst neben der Kooperation mit dem BiBB das Wirtschaftspädagogische Graduiertenkolleg, ein Graduierten- und Nachwuchszentrum und ein Methodenzentrum für designbasierte Forschung.
Forschungsaktivitäten
Forschungsnachrichten
Forscher*innen
Knapp 60 Personen umfasst das Department Wirtschaftspädagogik auf allen Ebenen der akademischen Laufbahn. Als Team ist es unser Ziel, Zukunft durch Bildung zu gestalten.
Nehmen Sie Kontakt mit uns auf!
Prof. Dr. Karina Kiepe
Wirtschaftspädagogik, insb. Bildung für nachhaltige Entwicklung
Warburger Str. 100
33098 Paderborn
Fachstudienberatung
Bei Fragen zu Studieninhalten, der individuellen Anpassung des Studienablaufs und den Prüfungsordnungen der Studiengänge in der Wirtschaftspädagogik dürfen Sie sich gerne bei uns melden. Wir begleiten Sie auch bei der Anerkennung früher erbrachter Leistungen und unterstützen Sie bei der Einstufung in ein höheres Fachsemester.