Smartphones, Internet und digitale Streaming-Dienste sind heute aus dem täglichen Leben der Menschen in Europa nicht mehr wegzudenken. Die Digitalisierung ist keineswegs mehr Neuland, sondern längst zu einem zentralen, wenn nicht zu einem beherrschenden Thema in unserer Gesellschaft geworden. Kein Lebensbereich bleibt von ihr unberührt: Sie verändert unsere Kommunikationsgewohnheiten mit Freunden und Verwandten genauso wie unser Einkaufsverhalten, unsere Freizeitgestaltung und unser Arbeitsleben.
Mit dem Studiengang Wirtschaftsinformatik begleitet, erforscht und gestaltet das Department Wirtschaftsinformatik der Universität Paderborn diese Entwicklungen nun schon seit über 30 Jahren erfolgreich mit. Die Wirtschaftsinformatik entwickelt dabei u. a. neue Informationssysteme für Unternehmen und Verwaltungen, untersucht unser digitales Verhalten anhand von Daten, entwickelt neue Verfahren zur Anwendung Künstlicher Intelligenz und begleitet junge Unternehmen durch die Gründungsphase.
Begonnen hat die Geschichte der Wirtschaftsinformatik bereits 1973 mit der Einrichtung eines Lehrstuhls für „Datenverarbeitung und Organisation“ an der damals neu gegründeten Universität-Gesamthochschule Paderborn. Das Themenspektrum wurde bereits in den Folgejahren um Systeme für die elektronische Zusammenarbeit im Unternehmen sowie die Lösung von Optimierungsproblemen erweitert. Nachdem digitale Themen zuerst als Vertiefungsfach in den Wirtschaftswissenschaften angeboten wurden, begannen im Wintersemester 1989/90 erstmals 58 Studierende ihr Diplomstudium im eigenständigen Fach Wirtschaftsinformatik in Paderborn – damals ein Novum. Auch studentische Initiativen, wie die Hochschulgruppe Wirtschaftsinformatik (HG-WINFO), haben das junge Fach schon damals geprägt und machen bis heute einen Teil des besonderen Paderborner Charakters der Wirtschaftsinformatik aus.
In ihrer fast fünfzigjährigen Historie hat sich die Paderborner Wirtschaftsinformatik ständig erneuert und weiterentwickelt, nicht nur, um mit technischen Entwicklungen Schritt zu halten, sondern vielmehr, um selbst eine aktive Rolle bei der Gestaltung unserer Informationsgesellschaft einzunehmen. War die Digitalisierung zunächst ausschließlich ein Thema für Unternehmen und „Technik-Nerds“, so ist sie seitdem schrittweise in der Mitte unserer Gesellschaft angekommen. Meilensteine, wie die Erfindung objektorientierter Programmiersprachen in den Siebzigern, die Erfindung des Personal Computers und von Betriebssystemen, wie MS-DOS (1981), das Online-Banking mit BTX (1983), die Etablierung des World Wide Web (1991), der Markteintritt von Spielekonsolen, wie der PlayStation (1994), der Start der Google-Suchmaschine (1997), die Etablierung von Musik-Streaming-Diensten, wie Napster (1997), die Gründung von Facebook (2004), das Apple iPhone (2007), Peer-to-Peer Plattformen, wie Uber (2009) und viele andere Trends haben die bis dahin geltenden Spielregeln in der jeweiligen Industrie immer wieder fundamental verändert. Kennzeichnend für neue Informationstechnologie ist, dass sie immer auch unternehmerische und gesellschaftliche Innovationen und Veränderungen mit sich gebracht haben – Chancen, aber auch Gefahren.
Auch an der Universität gab es über die Zeit hinweg manche Änderungen: Die Universität-Gesamthochschule entwickelte sich zur Universität weiter, der Diplomstudiengang Wirtschaftsinformatik wurde zum Bachelor-/Master-Studiengang und Studienbeiträge wurden erst eingeführt und dann wieder abgeschafft. Über alle Änderungen hinweg blieb die Wirtschaftsinformatik ihrer Schnittstellenfunktion treu und erfand sich gleichzeitig immer wieder neu: „Heute verfügen wir über IT-Labore auf dem neusten Stand der Technik. Unser soda.lab (social and data-intensive computing lab) befähigt uns dazu, neue Verfahren der Data Science, des Social Computing und des Operations Research mit den Studierenden zu entwickeln“, unterstreichen die Professoren Oliver Müller, Guido Schryen und Matthias Trier das Potenzial daten- und modellgetriebener Verfahren.
Mit fünf voll ausgebauten Lehrstühlen sowie drei Honorarprofessoren betrachtet die Wirtschaftsinformatik in Paderborn heute als einer der wenigen Standorte in Deutschland alle entscheidenden Facetten der Digitalisierung. So setzen sich die Lehrstühle der Professoren Beverungen, Kundisch, Müller, Schryen und Trier in den Bereichen Betriebliche Informationssysteme, Digitale Märkte, Data Analytics, Operations Research und Social Computing mit den maßgeblichen Herausforderungen der Digitalisierung auseinander und entwickeln digitale Innovationen für die Zukunft. Auf der Liste haben die Forscher neben aktuell erfolgreichen Technologien auch disruptive Entwicklungen, wie Künstliche Intelligenz, Blockchain, High-Performance Computing, Augmented/Virtual Reality und das Internet der Dinge. „Die Geschwindigkeit der Digitalisierung wird sich in der Zukunft weiter erhöhen. In der Wirtschaftsinformatik entwickeln wir Technologien zum Nutzen von Unternehmen, der Gesellschaft und letztendlich den Menschen. Wir denken Technologie daher immer systemisch, zusammen mit ihren betrieblichen und sozialen Konsequenzen“, fasst Beverungen die Kerneigenschaften des Fachs zusammen.
Mit 150 Erstsemestern pro Studienjahr zählt der Studiengang Wirtschaftsinformatik in Paderborn nun schon seit vielen Jahren zu einem der anerkanntesten Standorte in Deutschland und belegt regelmäßig Spitzenpositionen in Studienrankings (z. B. im CHE-Ranking und im Forscherranking der Wirtschaftswoche). Der Vorteil am Standort Paderborn: Der Studiengang ist in die großen Fakultäten für Wirtschaftswissenschaften sowie Elektrotechnik, Informatik und Mathematik (EIM) eingebettet und profitiert so von einem fachübergreifenden Lehr- und Forschungsangebot. „Studierende lernen bei uns daher besonders gut, Informationssysteme zusammen mit betrieblichen Anwendungen zu entwickeln und eine Schlüsselrolle in der digitalen Transformation einzunehmen“, bringt Dennis Kundisch die Stärke des IT-Standorts Paderborn auf den Punkt. Die Betreuung der Erstsemester erfolgt sowohl im Bachelor als auch im Master über ein umfangreiches Mentoring-Programm und führt die Studierenden somit erfolgreich in ihr Studium und alle damit verbundenen Aspekte ein. Neben der Wirtschaftsinformatik gibt es den Masterstudiengang Management Information Systems, der sich die digitale Transformation mit einer Schwerpunktsetzung auf Inhalte an der Schnittstelle zwischen Wirtschaftsinformatik und aus dem Management auf die Fahnen schreibt. Dabei können die Studierenden ein umfassendes Angebot für Auslandssemester in Anspruch nehmen und somit von Lehre und Forschung des internationalen Lehrpersonals profitieren.
Prägend für alle Studienprogramme der Wirtschaftsinformatik ist der enge Kontakt zum Fachschaftsrat sowie zu Unternehmen und Verwaltungen in der Region. Dies wird unter anderem durch Exkursionen erreicht. In der Veranstaltungsreihe „Kaminabend bei Unternehmen im digitalen Wandel“ bietet sich für Studierende, Praktiker*innen und Forscher*innen so immer wieder eine Gelegenheit, Herausforderungen und Chancen der Digitalisierung hautnah zu erfahren und sich aktiv in ihre Gestaltung einzubringen.