Im September 2020 kann das Team von Synctive bei der Jurysitzung des Gründerstipendium.NRW überzeugen und ist seither ein Teil der garage33. Mit ihrem smarten Abrechnungssystem ermöglichen die drei Gründer Albert Gorlick, Manuel Rüsing und Marvin Klose Maschinen- und Anlagenbauern die einfache und sichere Abrechnung von Maschinenleistungen (Pay-per-Use). Mit Unterstützung des Technologietransfer- & Existenzgründungs-Centers der Universität Paderborn (TecUP) will das Startup seine Lösung weiterentwickeln und zur endgültigen Marktreife bringen.
Albert Gorlick und Marvin Klose studieren Management Information Systems im Master an der Universität Paderborn und haben im Rahmen ihres Studiums den Impuls für die Gründungsidee erhalten. Die beiden Studierenden lernen sich im Modul „Advanced Enterprise Systems“ am Lehrstuhl für betriebliche Informationssysteme von Prof. Dr. Daniel Beverungen kennen. Innerhalb weniger Monate entwickeln die ModulteilnehmerInnen eine digitale Maschinenakte, die auf dem Protokoll der Ethereum Blockchain basiert und präsentieren den entstandenen Prototyp im Rahmen einer Live-Demo vor Unternehmensvertretern aus der Region OWL. Das positive Feedback der eingeladenen Branchenexperten zeigt das große Interesse von Industrieunternehmen. Die gesammelten Erkenntnisse der Entwicklung fließen in eine gemeinsam verfasste wissenschaftliche Veröffentlichung ein, welche bei der HICSS-Konferenz erfolgreich veröffentlicht wurde.
Nach dem Abschluss der Veranstaltung, die das Entwicklerteam mit Bestnoten bestehen kann, reift vor allem im Kopf von Albert Gorlick die Idee weiter: „Die Begeisterung und das Interesse für besonders disruptive Technologien hat sich im Laufe der Zeit vertieft. Hinzu kam das zunehmende Verständnis für die zukünftigen Herausforderungen von Industrie-Unternehmen.“ Im ständigen Austausch mit Experten aus der Industrie und Digitalisierungsberatung entsteht die Idee eines sicheren Ökosystems für die "Economy of Things", dessen erster Bestandteil das Pay-per-Use Abrechnungssystem ist. In den kommenden Jahren wird eine neue Wirtschaft entstehen, in der vernetzte Geräte, Maschinen und Roboter die Hauptakteure sind. So wird in naher Zukunft ein 30 bis 40 Milliarden Euro schwerer Markt für nutzungsbasierte Modelle entstehen.
Um die Gründungsidee zu stemmen, überzeugt Albert Gorlick die jetzigen Team-Mitglieder Marvin Klose und Manuel Rüsing, wodurch das Startup Synctive entsteht. Durch seine bisherige Erfahrung im IoT-Umfeld bringt Manuel Rüsing wichtiges Wissen in das Gründungsteam ein. Er hat neben dem Studium des Wirtschaftsingenieurwesens mit Schwerpunkt Elektrotechnik eine Ausbildung zum Elektroniker für Automatisierungstechnik erfolgreich abgeschlossen. Damit bringt er wertvolles Wissen und vor allem praktische Erfahrung ein und ergänzt das Team um die zwei Wirtschaftsinformatiker optimal.
Was genau sind Pay-per-Use und das Synctive Abrechnungssystem?
"Unsere Lösung bringt den entscheidenden Schritt, um Maschinenbauer in das Zeitalter der Economy of Things zu bringen. In naher Zukunft rücken digitale Services weiter in den Vordergrund und Maschinen werden weniger als reine Hardware angeboten, sondern vielmehr als Machine-as-a-Service“, so beschreibt Albert Gorlick den Grundgedanken der Lösung. „Durch unsere Lösung unterstützen wir Unternehmen bei der Transformation von der klassischen Produktzentrierung hin zu kundenzentrierten Geschäftsmodellen, wie dem Pay-per-Use.“ In diesem Modell zahlt der Kunde für die angefallenen Betriebsstunden der jeweiligen Maschine. Dadurch kann er sein Kapital sehr effizient einsetzen, da die Maschine aus den laufenden Betriebskosten finanziert wird. So entsteht eine direkte Beziehung zwischen dem Umsatz, der durch Nutzung der Maschine erwirtschaftet wird, und den Betriebskosten.
Maschinen- und Anlagenbauer profitieren von der erhöhten Kundenzufriedenheit, indem sie zeitnah Spitzentechnologie verkaufen, regelmäßige Einkünfte erzielen und sich besonders in Krisenzeiten von den Konjunkturzyklen abkoppeln können. Darüber hinaus können die verifizierten Nutzungsdaten der Maschinen zur kontinuierlichen Verbesserung der Services und zur Prognose von Neukäufen genutzt werden. Im After-Sales Bereich wird zusätzlich die Bedrohung von Drittanbietern beim Ersatzteil-Vertrieb ausgeschlossen, der größte Umsatz kann daher durch hochqualitative Maschinen und damit verbundene Dienstleistungen erwirtschaftet werden.
Daher ist es nicht entscheidend, wer die Maschine herstellt, sondern wie gut der Service ist. Hinzu kommt die größer werdende Konkurrenz aus Niedriglohnländern, wo vergleichbare Produkte zu einem niedrigeren Preis hergestellt werden. Die zwingende Notwendigkeit, sich hier zu differenzieren wird deutlich – neue kundenzentrierte Geschäftsmodelle und zusätzliche Services sind die Lösung. Der Schritt in die Economy of Things lohnt sich besonders für mittelständische Unternehmen.
Ein mögliches Vertrauensproblem zwischen Vermieter und Verleiher einer Maschine muss technologisch gelöst werden – Transparenz und Nachvollziehbarkeit der Nutzung sind Pflicht. "Für diese Herausforderung haben wir eine optimale Lösung gefunden. Hier kommt wieder die disruptive Technologie ins Spiel. Das Synctive Abrechnungssystem dokumentiert die Maschinenleistung lückenlos und fälschungssicher mit Hilfe der Distributed Ledger Technology und automatisiert die Abrechnungssystematik vollständig. Die SaaS-Lösung generiert somit am Ende jedes Abrechnungszeitraums eine Gesamtrechnung, die der Maschinenbauer an seinen Kunden übermitteln kann." (Albert Gorlick)
Die ersten Pilotprojekte sind gestartet
Nachdem sich das Gründerteam formiert hat, werden weitere Gespräche mit gestandenen Industrie-Unternehmen geführt. Ziel ist es, tatsächliche Herausforderungen von Maschinen- und Anlagenbauern zu beleuchten und somit die Gründungsidee weiter zu validieren. Im Anfangsstadium einer Idee ist es besonders wichtig, so früh wie möglich mit potenziellen Kunden ins Gespräch zu kommen und die Herausforderungen der Kunden zu identifizieren. Dadurch kann man das Produkt durch ständige Iteration mit realen Kunden entwickeln und testen.
Manuel Rüsing bestätigt, "dass ein derartiger Austausch schnell Früchte für beide Seiten tragen kann. Dies beweist unsere Zusammenarbeit mit der HEPRO GmbH. Im zuletzt gestarteten Pilotprojekt testen wir unsere Software-Lösung an Maschinen des Unternehmens." Weitere Projekte mit Kunden aus dem Werkzeug- und Intralogistikmaschinenbau, die aus Wettbewerbsgründen nicht genannt werden möchten, wird das Startup in den nächsten Wochen umsetzen.
Auf der Roadmap zur ganzheitlichen Lösung des Startups stehen bereits weitere ergänzende Bausteine. Mit dem Ziel, ein Ökosystem für den Maschinen- und Anlagenbau zu schaffen, führt das Team Gespräche mit Banken und Versicherungen, um in einer zukünftigen Ausbaustufe des Systems, ebenfalls nutzungsbasierte Finanzierungen und Versicherungen anzubieten. Auch die vollautomatisierte Zahlungsabwicklung der Pay-per-Use-Raten steht dabei im Fokus.
Exzellente Gründungsberatung in Ostwestfalen-Lippe
Unterstützung erhält das Team vom TecUP sowie der FoundersFoundation aus Bielefeld. „Das Mentoring und der Austausch mit anderen Startups hat hierbei einen besonderen Wert. Durch das Netzwerk erhalten wir ständig wertvolles Feedback und können die Entwicklung unserer Lösung und des Startups vorantreiben“, meint Albert Gorlick.
Die Angebote des TecUP wenden sich nicht nur an Studierende, die schon konkrete Ideen haben, sondern auch an diejenigen, die solche Ideen erst entwickeln und später verwirklichen möchten.
Das Startup sowie die innovative Idee eines Abrechnungssystem für Pay-per-Use Geschäftsmodelle sind ein Zeichen das Engagements und der Exzellenz der Garage33 sowie der Universität Paderborn und zeigen, wie die Lehrformate der Wirtschaftsinformatik – in diesem Fall ein Projektseminar – TeilnehmerInnen in der eigenen Ideenfindung unterstützen und so innovative Projekte fördern.
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