Abgeschlossene Forschungsprojekte

Hier finden Sie alle Informationen zu den abgeschlossenen Forschungsprojekten von Prof. Dr. Peter F.E. Sloane.

In modernen Gesellschaften werden Bildungs- und Erwerbsbiographien zunehmend heterogener. Gerade in Zeiten technologischer Innovationen und demographischen Wandelns kann lebenslanges Lernen daher nicht auf formale Bildung begrenzt werden. Auch in Deutschland, das nach wie vor von einem stark ausgebauten Berufsbildungssystem profitiert, wird daher inzwischen gefordert Ergebnisse informellen Lernens sichtbar zu machen, anzuerkennen und mit formalem Lernen zu verbinden. Bisherige Studien konnten zeigen, dass einer Anerkennung und Zertifizierung von informell erworbenen Kompetenzen, die beispielsweise im Prozess der Arbeit außerhalb einer Berufsausbildung oder durch ehrenamtliches Engagement erworben wurden, die Motivation zum Weiterlernen erhöht. Trotzdem gibt es in Deutschland bisher kein national geregeltes System zur Anerkennung von Lernergebnissen, die außerhalb organisierter formaler Bildung erworben wurden.

Das vom Bundesministerium für Bildung und Forschung finanzierte Projekt KomBiA verfolgt daher das Ziel Verfahren zur Kompetenzfeststellung und -zertifizierung zu entwickeln, unter Praxisbedingungen zu erproben und zu erforschen.

Da Bedingungen des informellen Kompetenzerwerbs kontextabhängig sind und an die Anerkennung von Kompetenzen je nach Branche ganz unterschiedliche Anforderungen gestellt werden, werden die zu entwickelnden Verfahren für zwei komplementäre Sektoren konzeptioniert: Für die Altenpflege und den Anlagen- und Maschinenbau. Die Altenpflege steht vor der besonderen Herausforderung, dass ein großer Teil der Beschäftigten selbst zu den Älteren gehört und oftmals erst in der zweiten Hälfte des Erwerbslebens den Berufseinstieg vornimmt, ohne jedoch eine formale Qualifikation als examinierte Fachkraft zu durchlaufen. Trotzdem werden hier z. T. durch jahrelange Berufstätigkeit Kompetenzen erworben, die zum Berufsbild „Altenpflegerin/Altenpfleger“ passen, bisher jedoch weder sichtbar gemacht noch anerkannt werden. Im Anlagen- und Maschinenbau herrscht eine in vielerlei Hinsicht komplementäre Ausgangslage. Die überwiegende Mehrheit der Beschäftigten verfügt über eine formale Qualifikation auf einem hohen Ausbildungsniveau, allerdings ändern sich durch den organisationalen und technologischen Wandel – insbesondere durch zunehmende Digitalisierung der Arbeitsprozesse (Stichwort „Industrie 4.0“) – die Anforderungen an die Beschäftigten, sodass es hier einen Bedarf nach Kompetenzanalysen gibt, mit denen festgestellt werden kann, inwiefern das vorhandene Kompetenzprofil noch zu den aktuellen bzw. zukünftigen Anforderungen passt und zu welchem Maß berufsrelevante Kompetenzen auch durch informelle Lernprozesse effektiv gefördert werden können.

Unter dem Titel „Kompetenzbilanzierung für ältere Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer (KomBiA)“ nimmt das Projekt dabei insbesondere erfahrene Beschäftigte in den Blick, da diese Gruppe in Deutschland, wie im restlichen Europa, in Zeiten von seit Jahrzehnten alternder Bevölkerungen eine steigende Bedeutung zukommt.

Projektbezogene Veröffentlichungen

Gössling, Bernd (2018): Modellierung und Erfassung von informell und non- formal erworbenen Kompetenzen. In: Buschfeld, Detlef / Cleef, Maria (Hrsg.): Vielfalt des Lernens im Rahmen berufsbezogener Standards. Münster: Waxmann.

Flachmeyer, Marcus / Schulte Hemming, Andreas (2017): Branchenspezifische und lebensphasenbezogene Validierung non-formal und informell erworbener Kompetenzen im Projekt KomBiA. Ein Beitrag zum Workshop WS 07 „Informell und non-formale Kompetenzen“ auf den 19. Hochschultagen Berufliche Bildung an der Universität zu Köln. Köln: Universität zu Köln. Online

Frehe, Petra / Gössling, Bernd (2016): Performanzbedingungen und Validierungsstrategien bei der Bilanzierung von Sozialkompetenzen. In: Zeitschrift für Berufs- und Wirtschaftspädagogik (ZBW). Band 112. Heft 4. S. 584–610.

Schulte Hemming, Andreas / Flachmeyer, Marcus / Gössling, Bernd (2016): Anerkennung durch den Deutschen Qualifikationsrahmen (DQR) Kompetenzbilanzierung und bürgerschaftliches Engagement. In: Newsletter für Engagement und Partizipation in Europa. Nr. 7/2016.

Die Paderborner Berufs- und Wirtschaftspädagogik beschäftigt sich seit langem damit, wie sich technologische, sozialökonomische und -kulturelle Herausforderungen und Entwicklungen auf die pädagogische Arbeit in der beruflichen Bildung auswirken. Ein Hauptaugenmerk liegt dabei auf der Vorbereitung der Lehrenden in Betrieben (Ausbilder*innen) und Schulen (Lehrkräfte) auf die sich ergebenden Veränderungen.

Es ist erforderlich, die Hintergründe der Veränderungen in einem längeren zeitlichen Zusammenhang zu betrachten, da bestimmte Konsequenzen der vierten, digitalen Revolution (Industrie 4.0) in der Literatur oft nur sehr allgemein dargestellt werden.

Erst in einer übergreifenden Betrachtung wird die eigentliche Problematik sichtbar: Die Veränderung in der Kompetenzanforderung betrifft das Verhältnis von menschlicher Facharbeit auf der einen und einer zunehmend sophistischen Technologie auf der anderen Seite. So ergeben sich neue Herausforderungen und veränderte Kompetenzanforderungen an Erwerbstätige, auf die sie durch die berufliche Bildung vorbereitet werden müssen. Dies wiederum gelingt nur, wenn zugleich die Ausbilder*innen in den Betrieben, die Lehrkräfte in den Berufsschulen und die Prüfer*innen in den zuständigen Prüfungsausschüssen der zuständigen Stellen vorbereitet werden. Sie sind eine entscheidende Gelingensbedingung für eine erfolgreiche Implementation digitaler Geschäfts- und Produktionsprozesse.

Aus dieser Argumentation ‚‚Digitalisierung als Herausforderung – Kompetenzanforderungen an Mitarbeiter – Bewältigung der Problematik durch berufliche Bildung"  begründet sich die Forschungsfrage dieses Projekts: Wie können Lehrende (Ausbilder*innen und Lehrkräfte) und Prüfer*innen durch entsprechende Ausbildung und/oder Weiterbildung auf die von ihnen erwartete Aufgabe vorbereitet werden?

Ziel dieses Forschungsvorhabens ist daher die Entwicklung einer ersten Übersicht zu den Möglichkeiten und Grenzen einer Förderung der Digitalisierung über eine Förderung der Beschäftigten, die in der beruflichen Erstausbildung tätig sind. Dabei sollen die vorhandenen Erfahrungen aufgegriffen und vertieft, sowie in Abstimmung mit Experten*innen der Lehrer*innen- und Ausbilderqualifizierung erste Vorschläge für die Förderung der entsprechenden Beschäftigten entwickelt werden.

Mit diesem Projekt übernimmt Prof. Dr. Peter F. E. Sloane die organisatorische und wissenschaftliche Leitung eines Modellversuchs, in dem in fünf Jahren die Einführung neuer Lehr- und Lernformen in dem Bildungsgang Berufsgrundschule an drei Berufskollegs erprobt wird. 

Berufskollegs mit ihrem breit gefächerten Angebot an Bildungsgängen und berufsbegleitender Ausbildung stehen vor der Aufgabe, einer zunehmend heterogenen Schülerschaft zukunftsorientierte Bildung und Lebenskompetenzen zu vermitteln. Der Prozess der Berufsorientierung und -entscheidung muss dabei als vielschichtig und komplex für Jugendliche angesehen werden. Er ist ein individualisierter Teil des Bildungsprozesses, in dem die jeweiligen Kompetenzen der Schüler*innen  gefördert werden, um eine Ausbildung beginnen oder eine Beschäftigung aufnehmen zu können. Die Zielsetzung der Förderung entwickelte sich, insbesondere in den Klassen der Berufsgrundschule, in den letzten Jahren aufgrund der Heterogenität der Schüler*innen, bei wachsender Spreizung ihrer Sozialbiographien, immer mehr zu einer Herausforderung. Eine große Zahl von Schüler*innen mit Migrationshintergrund, mit wenig gradlinig verlaufenden Schulkarrieren, mit Problemen im psycho-sozialen Bereich sowie aus Förderschulen unterschiedlicher Schwerpunkte, macht den traditionellen Unterricht für sie zu einer Fortsetzung ihrer bisherigen, oft erfolglosen schulischen Bildungsbiographien. Dies spiegelt sich u. a. in den hohen Schulabbrecherquoten wider. Für die Lehrkräfte stellte der Unterricht eine zunehmende gesundheitliche Belastung dar, weil die schwierigen Unterrichtsbedingungen ihre pädagogisch-didaktische Handlungskompetenz überfordern. Zudem kommen in dieser komplexen Situation Belastungen für die Schüler*innen und Lehrkräfte durch einen exkludierenden Ausbildungs- und Arbeitsmarkt hinzu.

Um dieser Entwicklung entgegen zu wirken, verständigen sich die Kooperationspartner*innen darüber, in einem ersten Schritt gemeinsam mit drei Berufskollegs in Ostwestfalen zeitgemäße Lehr- und Lernformen im Sinne des selbstorganisierten Lernens mit dem Ziel zu erproben, die Berufsfähigkeit der Schüler*innen zu verbessern, die Entwicklung einer inklusiven Schulkultur zu unterstützen und die Schüler*innen- und Lehrer*innengesundheit zu fördern.

Um diese Ziele zu erreichen, werden in den Schulen spezifische Maßnahmen durchgeführt und ein Schulentwicklungsprozess initiiert. Durch den Einsatz unterschiedlicher Maßnahmen auf den Ebenen der Unterrichts-, Personal- und Organisationsentwicklung werden in dem Bildungsgang der Berufsgrundschule Konzepte für bessere Berufsperspektiven und Gesundheit erprobt und gefördert. Dadurch sollen bessere Perspektiven für Berufsschüler*innen mit häufig erfolglosen Bildungsbiographien entwickelt und gleichzeitig die zunehmende Belastung für Lehrkräfte verringert werden.

Der wissenschaftlichen Begleitung kommen in diesem Entwicklungsansatz insbesondere die Aufgaben der konzeptionellen Unterstützung, der Information, Schulung und Beratung, einer (responsiven) Evaluation, der Theoriegewinnung sowie die Sicherstellung eines anschließenden Transfers zu.

Pädagogisches Handeln vollzieht sich in einem institutionalisierten Feld. Derartige Institutionen können als explizite und implizite gesellschaftliche Regeln verstanden werden, die festlegen, was von einem/einer Lehrer*in, Trainer*in, Ausbilder*in usw. erwartet werden kann. Im Anschluss daran stellt sich die sozialwissenschaftliche Frage, wie derartige Institutionen entstehen und von den pädagogischen Akteur*innen in Schule, Betrieb und anderen Lernorten rezipiert werden.

In diesem Kontext ist insbesondere zu beachten, dass in den letzten Jahren eine Gruppe neuerer Regelungssysteme mit Relevanz für die berufliche Bildung in Deutschland eingeführt wurde, die im Rahmen dieses Forschungsprojekts untersucht werden. Dazu gehören Qualifikationsrahmen wie der Europäische Qualifikationsrahmen (EQR) und der Deutsche Qualifikationsrahmen (DQR), aber auch Bildungsstandards und ein neuer Typus von Curricula, der sich an den Leitideen der ‚Kompetenz- und Lernergebnisorientierung’ ausrichtet. Hier sind z. B. das KMK-Lernfeldkonzept oder die Revision der Ausbildereignungsverordnung (AEVO) zu nennen.

Zu den Forschungsarbeiten, die bisher zu dieser Fragestellung geleistet wurden, zählen u. a.:

  • Eine Analyse zu Instrumenten der Wirkungssteuerung anhand der Basiskonzepte ‚Nationale Bildungsstandards’, dem ‚Lernfeldkonzept’ der KMK und dem ‚Europäischen Bildungsrahmen’. Herausgearbeitet werden vor allem die Besonderheiten, die bei der Übertragung von Bildungsstandards vom allgemeinbildenden Bereich auf die berufliche Bildung zu beachten sind. (Quelle: Sloane, Peter F. E.: Bildungsstandards in der beruflichen Bildung. Wirkungssteuerung beruflicher Bildung. Paderborn 2007.)
  • Eine Studie zu den Grundlagen eines Deutschen Qualifikationsrahmens (DQR). Ausgangspunkt ist der Kopenhagen-Prozess, durch den zurzeit in Europa nationale Qualifikationsrahmen mit Bezug zu einem Europäischen Qualifikationsrahmen (EQR) entwickelt werden, um so die internationale Vergleichbarkeit von Bildungsabschlüssen zu erhöhen. Hauptaufgabe ist die Entwicklung einer gemeinsamen Sprache und Konzeption zur Beschreibung von Lernergebnissen. In diesem Kontext werden die konzeptionellen und begrifflichen Grundlagen für die Konstruktion eines DQRs analysiert. Es wird ein Perspektivmodell entwickelt, welches sich an das europäische Stufenmodell anlehnt, dabei aber das international anerkannte Leistungspotenzial der deutschen Berufsausbildung berücksichtigt. (Quelle: Sloane, Peter F. E.: Zu den Grundlagen eines Deutschen Qualifikationsrahmens (DQR). Konzeptionen, Kategorien, Konstruktionsprinzipien. Hrsg.: Bundesinstitut für Berufsbildung (BIBB). Bonn 2008.)
  • Die Entwicklung eines gesellschaftstheoretischen Analyserahmens zur Exploration von institutionellen Innovationen in der beruflichen Bildung. Hier wurden systemtheoretische, neo-institutionentheoretische und diskurstheoretische Überlegungen zusammengeführt und exemplarisch für die Analyse von narrativen Episoden während der DQR-Entwicklung angewendet. Es kann gezeigt werden, dass Lernergebnissteuerung vor allem zeremoniell eingeführt wird und der DQR in der Praxis wie ein Input-Instrument gehandhabt wird. (Quelle: Sloane, Peter F. E. / Gössling, Bernd: Zur Entkopplung von Input-Faktoren und Outcome-Zeremonien im Diskurs um den Deutschen Qualifikationsrahmen. In: Zeitschrift für Berufs- und Wirtschaftspädagogik (ZBW), H. 3, Band 108, 2012, S. 329 – 361.)
  • Im Promotionsprojekt von Bernd Gössling wurde umfangreiches empirisches Material zur Entwicklung des DQRs ausgewertet. Dadurch kann expliziert werden, wie ausgehend von latenten, kollektiven Deutungsmustern Entscheidungen für die Konstitution des DQRs getroffen wurden. Es wird deutlich, dass an der Oberfläche ein konsistentes Qualifikationsrahmensystem geschaffen wird, ohne dass bisher die damit verbundenen umfangreichen Ziele, wie die stärkere Berücksichtigung informellen und non-formalen Lernens oder die Erhöhung der Durchlässigkeit zwischen allgemeiner und beruflicher Bildung, erreicht wurden.

Betriebspädagogische Fragen nehmen neben schulpädagogischen Fragen eine zentrale Rolle in der Berufs- und Wirtschaftspädagogik ein. Der Lernort "Betrieb" weist dabei besondere institutionentheoretische, organisatorische und didaktische, aber auch bildungstheoretische Besonderheiten auf. In den letzten Jahren sind hierzu von Prof. Dr. Peter F. E. Sloane zahlreiche Projekte durchgeführt worden, u. a. zur Ausbildungsdidaktik, zur Ausbildung der Ausbildung, zur lernenden Organisation, zur Veränderung betrieblicher Arbeitsorganisationen und der sich daraus ergebenden Konsequenz für die Aus- und Weiterbildung, zur Veränderung der Ordnungsmittel, zum Lernen im Betrieb, zum Zusammenhang von Lernen und Arbeiten etc.

Im Projekt "Betriebspädagogik" werden diese Forschungs- und Entwicklungsarbeiten bilanziert. Ziel ist eine Monographie zur Betriebspädagogik, in dem das Zusammenspiel von ökonomischer und pädagogischer Rationalität eben unter institutionentheoretischen, bildungstheoretischen, organisatorischen und didaktischen Gesichtspunkten dargestellt wird.

Mit der Veröffentlichung soll die Dissemination betriebspädagogischer Forschungsergebnisse (Technologietransfer) gefördert werden. Zielgruppe sind dabei dann zum Einen Student*innen der Wirtschaftswissenschaften, Wirtschaftspädagogik bzw. Erziehungswissenschaften und zum Anderen Dozent*innen und Ausbilder*innen in der betrieblichen Aus- und Weiterbildung. Für letztere werden anhand des Buches verschiedene und v.a. aktuelle Entwicklungstendenzen im Kontext der betrieblichen Aus- und Weiterbildung dargestellt sowie methodische Hinweise zum Umgang mit diesen vorgestellt.

Die Projektgruppe "Betriebspädagogik" umfasst: Prof. Dr. Peter F. E. Sloane (Leitung), Dipl.-Hdl. Markus Schöncke (Ansprechpartner), Dipl.-Hdl.in Juliane Fuge und Tina Emmler, MSc, BA.

Das am Lehrstuhl für Wirtschaftspädagogik I angesiedelte und unter der wissenschaftlichen Leitung von Prof. Dr. Peter F. E. Sloane an der Universität Paderborn stehende Forschungsprojekt wird in Kooperation mit Prof. Dr. Dieter Euler von der Universität St. Gallen durchgeführt und vom BMBF mit ca. 250.000,- € gefördert. Durch das Projekt Transport ist es gelungen, die praxisrelevanten Forschungsaktivitäten und die internationalen Kooperationsbeziehungen des Departments Wirtschaftspädagogik weiter auszubauen.
Die Projektteams in Paderborn und St. Gallen haben sich zum Ziel gesetzt, die bisherigen Aktivitäten des seit 2009 vom BMBF geförderten Modellprogramms "Lernen vor Ort“ im Hinblick auf ihre Transferierbarkeit insbesondere auf andere, nicht geförderte Kommunen zu untersuchen. Anhand eines Handlungsmodells sollen insbesondere die Bedingungen eines gelingenden Bildungsinnovationstransfers im Rahmen des kommunalen Bildungsmanagements herausgearbeitet werden. Dazu wird auf der Basis von Dokumentenanalysen, leitfadengestützten Experten*inneninterviews und multiperspektivischen Fallanalysen eine Konzeption für die Ausgestaltung eines Transferkonzepts in einem rollierenden Verfahren entwickelt. Auf dieser Grundlage sollen im Fortgang von "Lernen vor Ort" gezielte Transferaktivitäten geplant und implementiert werden. Damit kann das Vorgehen als ein Prototyp für die Transfergestaltung in anderen Bildungsprogrammen verstanden und aufgenommen werden. Die Ergebnisse fließen in die wissenschaftliche Fachdiskussion insbesondere in den Bereichen der Transferforschung sowie der Forschung zur Educational Governance.

Am 01.06.2011 startete am Lehrstuhl für Wirtschaftspädagogik I und an der Juniorprofessur Wirtschaftspädagogik das vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) geförderte Forschungs- und Entwicklungsprojekt ‚OrgEniFa – Organisatorische Entwicklung in Fakultäten‘. Ausgangs- und Problemlage des Projekts stellen die aktuellen Herausforderungen der deutschen Hochschullandschaft dar, u. a. der zunehmende Wettbewerb zwischen Universitäten, steigende Studierendenzahlen, Gestaltung von Übergängen in die und aus der Universität. Dies verlangt strukturelle und hochschuldidaktische Weiterentwicklungen der Universitäten resp. Fakultäten. Hier setzt das Projekt OrgEniFa an, dessen Zielsetzung darin besteht, eine Organisationstheorie zur Fakultät – konkret einer wirtschaftswissenschaftlichen Fakultät – explorativ zu entwickeln und dadurch gleichzeitig Gestaltungsempfehlungen für die universitäre Praxis zu geben. Das Projekt ist nach einen Design-Research-Ansatz aufgebaut, in dem Theorieentwicklung und Gestaltung miteinander verzahnt werden.

Im Fokus des Projekts OrgEniFa stehen unterschiedliche hochschuldidaktische Gestaltungsaufgaben, die sich in (1) der Etablierung eines Professional Centers, (2) der Einführung eines eAssessment-Systems, (3) der Entwicklung eines Coaching- und Tutoring-Systems sowie (4) der Studiengangsentwicklung konkretisieren. Diese Gestaltungsfelder werden aus den Forschungsperspektiven Organisationsentwicklung, Kompetenzentwicklung und informationstechnologische Infrastrukturentwicklung bearbeitet, um somit eine kontextsensitive Theorie zur Organisation ‚Fakultät’ zu erarbeiten.

Die Forschungsbasis des Projektes ist durch Kooperationen mit den wirtschaftswissenschaftlichen Fachbereichen der Universität Bielefeld und der Universität zu Köln breit aufgestellt. Das Projekt OrgEniFa wird mit einem Fördervolumen von mehr als 400.000 Euro durch das BMBF gefördert und steht unter der Leitung von Prof. Dr. Peter F. E. Sloane und JProf. Dr. Karl-Heinz Gerholz.

Das Projekt MInkluWB ermöglicht es Student*innen aus Partneruniversitäten im Westbalkan sich zu Peer-Mentoren für Studienanfänger*innen ausbilden zu lassen. Die Projektaktivitäten zielen darauf ab diese Qualifikationsmöglichkeiten an den ausländischen Studienstandorten curricular zu verankern und so nachhaltig zu etablieren. 

Der Aufbau von Mentoring-Strukturen in der Studieneingangsphase ist ein Ansatz zur Individualisierung der Lernwege und damit eine Möglichkeit zur Qualitätsverbesserung der Lehre an Universitäten, die sich aktiv mit der steigenden Diversität der Student*innen auseinandersetzen.

Wo es gelingt bisher unterrepräsentierten Gruppen zu einem Hochschulzugang und zu einem erfolgreichen Studium zu führen, steigen sozialer Zusammenhalt und gesellschaftliche Stabilität. Für die Universitäten bietet sich die Chance neue Zielgruppen anzusprechen, das eigene Lehrprogramm auszubauen und die Vielfalt der Studdent*innen als Ressource zu nutzen. In diesem Zusammenhang lautet eines der zentralen Ziele im Bologna-Prozess: „Unterstützung von Studierenden aus benachteiligten Gruppen“ (EC 2015). Inklusion wird hier also als soziale Teilhabe verstanden, die sich im Sinne der OECD nicht nur auf Ausgrenzung von Menschen beispielsweise mit Behinderung bezieht, sondern auf alle Formen von Benachteiligung.

Eine Besonderheit im Projekt MInkluWB ist die Kooperation zwischen Universitäten und zivilgesellschaftlichen Organisationen, die sich für Gruppen einsetzen, die Schwierigkeiten beim Übergang in die Hochschule haben. Dazu gehört aus Deutschland z. B. die Initiative ArbeiterKind.de.

Als Kooperationsprojekt weist MInkluWB mehrere Perspektiven auf:

  • Student*innen der teilnehmenden Universitäten haben die Möglichkeit im Rahmen einer Summer School zum Thema Peer-Mentoring einen Auslandsaufenthalt in Deutschland zu absolvieren.
  • Professor*innen und Mitarbeiter*innen der Partneruniversitäten entwickeln im Austausch mit den Wirtschaftspädagog*innen der Universität Paderborn lokalisierte Mentoring-Konzeptionen und verankern diese auf curricularer Ebene.
  • Vor Ort werden Mentoring-Tandems gebildet, die bisher benachteiligten Student*innen in der Eingangsphase des Studiums beim Übergang unterstützen.
  • Durch gegenseitigen Austausch, Kooperation mit zivilgesellschaftlichen Akteur*innen und Öffentlichkeitsarbeit steigt die Aufmerksamkeit für das Thema inklusive Hochschullehre. Dadurch soll auch eine defizitorientierte Sichtweise auf sogenannte nicht-traditionelle Student*innen überwunden werden.

Schon mit dem 2014 initiierten Projekt „ImTransRegio“ (Implementation von Transferagenturen als regionale Innovationszentren) zogen der Paderborner Wirtschaftspädagoge Prof. Dr. Peter F.E. Sloane und Projektkoordinator Dr. Helmut Schröder einen dicken Fisch an Land. 1,35 Millionen Euro umfasste damals der Forschungsauftrag. Aufgrund der bislang erzielten großen Erfolge und der hohen Bedeutung des umfassenden Bildungsprojekts mit deutschlandweiter Relevanz bewilligte das "Bundesministerium für Bildung und Forschung" (BMBF) nun das gleichnamige Anschlussprojekt „ImTransRegio“ mit einem respektablen Volumen von 2,5 Millionen Euro und einer Laufzeit von fünf Jahren ab Januar 2018.

Prof. Dr. Peter F. E. Sloane nahm die Nachricht mit großer Freude auf: „Damit unterstreicht das Ministerium auch den hohen Stellenwert des wirtschaftspädagogischen Forschungsstandorts Paderborn. Erst kürzlich haben wir das Joint Venture mit dem renommierten Bonner "Bundesinstitut für Berufsbildung“ (BIBB) unter Dach und Fach gebracht und ermöglichen so noch mehr deutschlandweite und internationale Forschungstätigkeit.“

Unterstützt werden die Paderborner durch den langjährigen Kooperationspartner Prof. Dr. Dieter Euler von der Universität St. Gallen. Die Bildungsforscher begleiten zehn über ganz Deutschland verteilte Transferagenturen wissenschaftlich, sammeln Erfahrungen und entwickeln Bildungskonzepte, die den Agenturen als Grundlage für ihre Beratung der Kommunen dienen. Befragungen mit interessierten Kommunen, die ihr Bildungsangebot vor Ort verbessern wollen, bündeln wertvolle Erfahrungen, die in die Prozesse einfließen. Dabei erfassen die Paderborner Wirtschaftspädagogen aktuelle Entwicklungen der Transferagenturen empirisch, werten die Daten aus und spiegeln sie zurück. Gemeinsam mit den Akteur*innen der Transferagenturen machen sich die Experten aus Wissenschaft und Praxis in Innovationsarenen und Workshops an die Entwicklung von passgenauen Lösungen für die Kommunen.

Die Forschung der Paderborner Wirtschaftspädagogen wird sich mittelfristig auf die gesamte deutsche Bildungslandschaft auswirken. So geben sie konkrete Handlungsempfehlungen für vorbildliche Bildungskonzepte, untersuchen empirisch und weisen nach, unter welchen Bedingungen regionale Bildungsprozesse wirksam und nachhaltig in Gang kommen und stellen Chancengleichheit her. Letztlich vermitteln sie ein realistisches Bild der deutschen Bildungssituation, indem sie die weißen Flecken auf der Landkarte sichtbar machen, Defizite und mangelnde Bildungsinfrastrukturen aufdecken.

Die von Politik und Gesellschaft immer wieder erhobene Forderung „Bildung für alle“ erhält durch das Projekt ImTransRegio eine klare Struktur und ermöglicht gangbare Lösungen.

Unter der Leitung von Prof. Dr. Peter F. E. Sloane und Prof. Dr. Tobias Jenert konnten die Paderborner Wirtschaftspädagogen als Ergänzung zu dem bereits an der Fakultät für Wirtschaftswissenschaften der Universität Paderborn seit 2014 laufenden Forschungsprojekt „Implementation von Transferagenturen als regionale Innovationszentren“ (ImTransRegio) mit einem Gesamtvolumen bis 2022 von insgesamt 3,8 Millionen Euro ein weiteres eigenständiges Projekt (ExtWissMa) mit einer Fördersumme von 268.000 Euro initiieren. In dem von Prof. Jenert betreuten neu eingeworbenen Projekt wird durch den Einsatz zusätzlichen wissenschaftlichen Personals in den Jahren 2021 – 2022 durch Projektsteuerung die Entwicklung einer Wissensplattform vorangetrieben, in der alle zehn in ganz Deutschland tätigen Transferagenturen ihre jahrelang gesammelten Erkenntnisse aus der Beratung und Begleitung von Kommunen, das eigene Bildungsmanagement vor Ort und in ihrer Region zu verbessern, einspeisen werden.

„Das uns damit seitens des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF) entgegengebrachte Vertrauen freut uns sehr und spornt uns an, eine solche Plattform mit aufzubauen, damit die in vielen Städten und Kreisen bereits erfolgreich erprobten und realisierten Konzepte und Maßnahmen kommunaler Bildung auch von anderen Kommunen genutzt werden können. Dies trägt viel dazu bei, dass wir auf dem Weg zu mehr Bildungsgerechtigkeit in Deutschland ein großes Stück vorankommen“, so die hoffnungsfrohe Einschätzung von Prof. Sloane. Gemeinsam mit den Transferagenturen für Kommunales Bildungsmanagement tragen die Paderborner Wirtschaftspädagogen dazu bei, dass so die zahlreichen Erkenntnisse eines großen Förderprogramms des Bundes einer nachhaltigen Nutzung zugeführt werden.

Um diese anspruchsvolle Aufgabe zu realisieren, wird das Team von ExtWissMa dabei von ihrem langjährigen Kooperationspartner Prof. Dr. Dieter Euler von der Universität Sankt Gallen (Schweiz) unterstützt. Konkret werden in dem Projekt der konzeptionelle Bezugsrahmen (Zielgruppen, Strukturierung von Problemstellungen, thematische Schwerpunkte etc.) für den Aufbau der Wissensplattform entwickelt, die Anforderungen an die technische Umsetzung einer webbasierten Lösung definiert, der Prozess zur Aktivierung der Erfahrungs- und Wissensressourcen aus den Transferagenturen und deren Einspeisung von Daten in die Plattform organisiert und begleitet sowie Szenarien über das Hosting, die Pflege und die Nutzung der Wissensplattform entwickelt.