DFG-Projekte
Die DFG hat die Förderung für den überregionalen Sonderforschungsbereich TRR 266 Accounting for Transparency ab dem 1. Juli 2023 für weitere 4 Jahre verlängert. 2019 als erster Sonderforschungsbereich mit einem betriebswirtschaftlichen Schwerpunkt gestartet, geht der TRR 266 im Juli in seine zweite Förderperiode.
Sinnvolle und evidenz-basierte Regulierungen, eine verbesserte Unternehmensberichterstattung und ein transparenteres Steuersystem – das sind die Ziele, die der TRR 266 verfolgt. In den vergangenen vier Jahren hat das Team untersucht, wie Rechnungswesen und Besteuerung die Transparenz von Unternehmen beeinflussen und wie sich Regulierungen und Unternehmenstransparenz auf Wirtschaft und Gesellschaft auswirken. Theoretisch fundiert, mit umfassenden Hintergrundinformationen aus der Praxis unterlegt und empirisch auf Basis von umfangreichen und innovativen Archiv-, Feld- und Labordaten getestet sind Transparenz, ihre bestimmenden Faktoren und Wirkungen keine Unbekannten mehr.
Diese Forschung soll in den kommenden vier Jahren nun weiter vertieft werden und auf Basis der bisherigen Erkenntnisse wird verstärkt die Rolle von Transparenz und Regulierung bei der Bewältigung wichtiger gesellschaftlicher Herausforderungen in den Fokus gesetzt. Zentrale Themen sind zum Beispiel Nachhaltigkeit sowie makroökonomische und geopolitische Krisen – und die damit zusammenhängenden Fragen: Kann Transparenz helfen, eine nachhaltigere Wirtschaft und Gesellschaft zu gestalten? Oder sind klassische Instrumente wie Steuern oder Verbote wirksamer? Wie können Krisen besser bewältigt, Unternehmen widerstandsfähiger werden – und wie kann Vertrauen in Politik gestärkt werden? Welche Rolle können Steuer- und Transparenzregulierungen dabei spielen? Und was kostet das?
Die mittlerweile über 100 Forscherinnen und Forscher des TRR 266 an acht Standorten nehmen sich in der zweiten Förderperiode des TRR 266 diesen Fragen an. Einen besonderen Schwerpunkt legen die Mitglieder des TRR 266 auf die Sammlung von Felddaten durch das Projekt „German Business Panel“ auf Transparenz ihrer Forschung (Open Science) und Wissenschaftskommunikation im Rahmen der eigens hierzu bewilligten Teilprojekten C01, C02 und C03.
Der TRR 266 wurde gemeinsam von der Universität Paderborn, der Humboldt-Universität zu Berlin und der Universität Mannheim beantragt. Neben den antragstellenden Institutionen sind außerdem Forscherinnen und Forscher der Ludwig-Maximilians-Universität München, der Frankfurt School of Finance and Management, der Goethe-Universität Frankfurt, der WHU – Otto Beisheim School of Management und der Universität zu Köln beteiligt.
Prof. Dr. Dr. h.c. Dr. h.c. Caren Sureth-Sloane leitet diesen SFB als Sprecherin und übernimmt damit zusammen mit ihrem Stellvertreter Prof. Dr. Joachim Gassen von der Humboldt-Universität zu Berlin die federführende Koordination des ambitionierten Forschungsprogramms.
Weitere Informationen finden Sie auf der Homepage des Sonderforschungsbereichs Accounting for Transparency.
In diesem Forschungsnetzwerk sollen der Einfluss von Steuerwahrnehmungseffekten auf unternehmerische Entscheidungen analysiert, offene Forschungsfragen in diesem Feld identifiziert, und schließlich ein umfassendes internationales Forschungsnetzwerk etabliert werden.
Prof. Dr. Caren Sureth-Sloane ist Mitglied im Forschungsnetzwerk Behavioural Taxation.
Antragsteller sind Prof. Dr. Martin Fochmann, Universität zu Köln, Prof. Dr. Frank Hechtner, Technische Universität Kaiserslautern, und Jun.-Prof. Dr. Peter Mohr, Freie Universität Berlin.
Zur Bearbeitung weiterer Forschungsfragen zu diesem Themenfeld (zum Erstantrag siehe unten) wurde der von Prof. Sureth-Sloane gestellte Antrag seitens der DFG bewilligt. Wissenschaftliche Mitarbeiterin: Annika Mehrmann, M.Sc., sowie weitere Kooperationspartnerinnen und -partner. Projektlaufzeit nach erfolgreicher Verlängerung: Oktober 2013 bis Februar 2016.
Im Zentrum des Fortsetzungsprojekts stehen neben der modelltheoretischen Weiterentwicklung der in der ersten Förderphase durchgeführten Untersuchungen zu den Wirkungen einer Veräußerungsgewinnsteuer bei Unsicherheit und Handlungsflexibilität auch die experimentelle Überprüfung der bislang gewonnenen Erkenntnisse zu steuerinduzierten Entscheidungswirkungen. Außerdem sollen die modelltheoretischen Studien zu den Effekten ausgewählter (asymmetrischer) Besteuerungsregelungen mithilfe der Verhaltensökonomik fortentwickelt werden. In allen Bereichen steht dabei die genaue Identifikation derjenigen Faktoren, die die Investitionswirkungen der untersuchten Besteuerungsnormen auslösen und in besonderem Maße beeinflussen, im Vordergrund. Dies gilt sowohl allgemein für die Wirkungen der Besteuerung unter Unsicherheit und Handlungsflexibilität als auch für die Wirkungen von Steuerasymmetrien im Besonderen.
Publikationen aus diesem Projekt:
Mehrmann, Annika (2017): Der Einfluss steuerlicher Verlustverrechnung auf Investitionsentscheidungen bei Risiko unter Berücksichtigung präskriptiver und deskriptiver Verhaltenselemente, Verlag Dr. Kovac, Hamburg.
Diller, Markus, Kortebusch, Pia, Schneider, Georg, Sureth-Sloane, Caren (2016): Boon or Bane? Advance Tax Rulings as a Measure to Mitigate Tax Uncertainty and Foster Investment, European Accounting Review, 26 (3), 441-468, doi: 10.1080/09638180.2016.1169939.
Fahr, René, Janssen, Elmar A., Sureth, Caren (2014): Can Tax Rate Increases Foster Investment Under Entry and Exit Flexibility? - Insights from an Economic Experiment, WU International Taxation Research Paper Series No. 2014 - 05, arqus, Quantitative Research in Taxation, Discussion Paper No. 166, www.arqus.info, and SSRN Working Paper No. 2442721, and TAF Working Paper No. 1. Available at SSRN: https://ssrn.com/abstract=2442721.
Hegemann, Annika (2016): Hemmt die Veräußerungsgewinnbesteuerung unternehmerische Flexibilität? arqus, Quantitative Research in Taxation, Discussion Paper No. 203, www.arqus.info and SSRN Working Paper No. xxx.
Hegemann, Annika, Kunoth, Angela, Rupp, Kristina, Sureth-Sloane, Caren (2017): Hold or Sell? How Capital Gains Taxation Affects Holding Decisions, Review of Managerial Science, 11 (3), 571-603, doi: 10.1007/s11846-016-0197-9.
Mehrmann, Annika (2016): Dissertation: Der Einfluss steuerlicher Verlustverrechnung auf Investitionsentscheidungen bei Risiko unter Berücksichtigung präskriptiver und deskriptiver Verhaltenselemente.
Mehrmann, Annika, Schneider, Georg, Sureth-Sloane, Caren (2016): Do Taxes Accelerate or Decelerate Risky Investments? Timing Effects of Tax Increases under Complete and Incomplete Loss Offset Provisions, unveröffentlichtes Arbeitspapier.
Mehrmann, Annika, Schneider, Georg, Sureth, Caren (2012): Asymmetric Taxation of Profits and Losses and its Influence on Investment Timing: Paradoxical Effects of Tax Increases, arqus, Quantitative Research in Taxation, Discussion Paper No. 134, www.arqus.info and SSRN Working Paper No. 2111475.
Mehrmann, Annika, Sureth-Sloane, Caren (2016): Die Wirkungen steuerlicher Verlustrechnung auf die Bewertung riskanter Investitionen: Eine prospect-theoretische Analyse, unveröffentlichtes Arbeitspapier.
Meißner, Fabian, Schneider, Georg, Sureth, Caren (2013): The Impact of Corporate Taxes and Flexibility on Entrepreneurial Decisions with Moral Hazard and Simultaneous Firm and Personal Level Taxation, arqus, Quantitative Research in Taxation, Discussion Paper No. 141, www.arqus.info and SSRN Working Paper No. 2219190. Available at SSRN: https://ssrn.com/abstract=2219190.
Niemann, Rainer, Sureth, Caren (2013): Sooner or Later - Paradoxical Investment Effects of Capital Gains Taxation Under Simultaneous Investment and Abandonment Flexibility, European Accounting Review, 22 (2), 367-390, doi: 10.1080/09638180.2012.682781. [abstract]
Prof. Dr. Dr. Georg Schneider und Prof. Dr. Caren Sureth-Sloane (beide Paderborn) leiten das Forschungsprojekt zu dem Thema „Der Einfluss von Verlustverrechnungsbeschränkungen und Veräußerungsgewinnbesteuerung auf Investitions- und Desinvestitionsentscheidungen bei Informationsasymmetrie“.
Wissenschaftliche Mitarbeiterin/Wissenschaftlicher Mitarbeiter: Annika Mehrmann, M.Sc., Fabian Meißner, M.Sc.
Projektlaufzeit: Februar 2011 bis Januar 2013
Die Möglichkeiten von Entscheidungsträgern, flexibel auf Umweltzustände zu reagieren (Realoptionen), haben im dynamischen wirtschaftlichen Umfeld der letzten Jahre stetig zugenommen. Entsprechendes gilt für die Bedeutung von Informationsasymmetrien zwischen Kapitalgebern und Managern, die zu Agency-Konflikten führen und suboptimale Investitionsentscheidungen von Managern auslösen können. Nicht zuletzt die aktuelle Finanz- und Wirtschaftskrise verdeutlicht, wie wichtig es ist, Handlungsalternativen mit Verlustrisiken richtig zu bewerten und die Asymmetrie von Informationsverteilungen zu berücksichtigen.
Da die Entlohnung von Managern häufig von der Nachsteuerrendite realisierter Investitionsprojekte abhängt, liegt eine komplexe Interdependenz von Entlohnung, asymmetrischer Besteuerung riskanter Investitionen und anreizkonformer Investitionsstrategie vor. Ziel dieses Projektes ist es, grundsätzliche Aussagen über die (Wechsel-)Wirkungen von Informations- und Besteuerungsasymmetrien (durch Verlustverrechnungsvorschriften oder Veräußerungsgewinnbesteuerung) auf die Bereitschaft, riskante Investitionsprojekte durchzuführen, abzuleiten. Es soll erarbeitet werden, welchen Einfluss Prinzipal-Agenten-Konflikte ausüben und wie steuerliche Regeln angepasst werden müssten, um bei Informationsasymmetrie möglichst geringe Verzerrungen zu verursachen.
Publikationen aus diesem Projekt:
Meißner, Fabian, Schneider, Georg, Sureth, Caren (2013): The impact of corporate taxes and flexibility on entrepreneurial decisions with moral hazard and simultaneous firm and personal level taxation, arqus, Quantitative Research in Taxation, Discussion Paper No. 141, www.arqus.info and SSRN Working Paper No. 2219190. Available at SSRN: https://ssrn.com/abstract=2219190.
Meißner, Fabian, Schneider, Georg, Scholze, Andreas (2011): Vergleichende Analyse verschiedener Ausprägungen einer erhöhten Besteuerung von Bonuszahlungen. Schmalenbachs Zeitschrift für betriebswirtschaftliche Forschung, 66, 2014, S. 212 – 241
Mehrmann, Annika, Schneider, Georg, Sureth, Caren (2012): Asymmetric Taxation of Profits and Losses and its Influence on Investment Timing: Paradoxical Effects of Tax Increases, arqus, Quantitative Research in Taxation, Discussion Paper No. 134, www.arqus.info, and SSRN Working Paper No. 2111475. Available at SSRN: https://ssrn.com/abstract=2111475.
Niemann, Rainer, Sureth, Caren (2013): Sooner or Later - Paradoxical Investment Effects of Capital Gains Taxation Under Simultaneous Investment and Abandonment Flexibility, European Accounting Review, 22 (2), 367-390, doi: 10.1080/09638180.2012.682781. [abstract]
Wissenschaftliche Mitarbeiterin: Dr. Claudia Dahle
Projektlaufzeit nach erfolgreicher Verlängerung: April 2007 bis Dezember 2011
Die Mindestbesteuerung ist seit vielen Jahren Gegenstand internationaler wissenschaftlicher Forschung und steuerpolitischer Diskussionen. Seit der Einführung der deutschen Verlustverrechnungsbeschränkung und den erneut aufkommenden Debatten um eine Verschärfung dieser Regelungen und zeitweise auch die Wiedereinführung einer Vermögensteuer ist das grundsätzliche Interesse an Mindestbesteuerungskonzepten groß. In diesem Zusammenhang rücken auch alternative Formen einer Mindestbesteuerung, die in anderen Ländern umgesetzt wurden, in den Mittelpunkt.
Die deutsche Mindestbesteuerung hat großen Einfluss auf körperschaftlich organisierte Unternehmen. Dies belegen zahlreiche Untersuchungen und legen den Schluss nahe, dass derartige Konzepte nicht geeignet sind, um die Vollzugsdefizite und weitere Ineffizienzen des Körperschaftsteuer- und Einkommensteuerrechts zu beheben.
Sind Unternehmen grenzüberschreitend tätig, wird das Wirkungsgefüge erheblich komplizierter. Vorherrschende Diskussionen um eine Steuerharmonisierung innerhalb der Europäischen Union weisen auf eine mögliche Veränderung in den kommenden Jahren hin. Insbesondere die Vorhaben zur Einführung einer einheitlichen Körperschaftsteuerbemessungsgrundlage sowie eine grenzüberschreitende EU-weite Gruppenbesteuerung würden erheblichen Veränderungen bei der Besteuerung von multinationalen Konzernen mit sich bringen. Diesbezüglich stehen diverse Regelungen zur Verlustverrechnung und zu Mindestbesteuerungskonzeptionen im Fokus steuerrechtlicher Diskussionen, um Steueraufkommen zu garantieren. Potenzielle Neuerungen auf EU-Ebene hätten erheblichen Einfluss auf das deutsche Steuerrecht sowie Investitionsbedingungen und Standortentscheidungen von multinationalen Unternehmen.
Eine quantitative Analyse grenzüberschreitender unternehmerischer Vorgänge vor dem Hintergrund der heterogenen Wirkungsweisen der unterschiedlichen Mindestbesteuerungskonzepte, die sich an einem eindeutigen und ökonomisch sinnvollen Referenzsystem orientiert, fehlt bislang. Das Projekt soll diese Lücke schließen, indem theoretisch und anhand sinnvoller Konstellationen grenzüberschreitend tätiger Konzerne der Einfluss verschiedener Mindestbesteuerungskonzepte auf unternehmerische Entscheidungen herausgearbeitet wird. Hierzu wird ein Investitionsmodell entwickelt, welches Aussagen über die Auswirkungen der zu Modelltypen zusammengefassten Konzepte erlaubt.
Die Ausarbeitung und Quantifizierung der Folgen von Mindestbesteuerungsregelungen unter Einbindungen der aktuellen Diskussionen auf EU-Ebene sollen über mögliche Auswirkungen auf den Standort Deutschland Auskunft geben und damit zur Verbesserung der Bedingungen für multinationale Konzerne an diesem Standort beitragen. Auf diese Weise soll ein Beitrag zur europäischen und deutschen Steuerreformdiskussion geleistet werden.
Diverse Vorarbeiten und Forschungsergebnisse des Projektes wurden auf (internationalen) Konferenzen und Tagungen vorgestellt und diskutiert.
Publikationen aus diesem Projekt:
Dahle, Claudia (2010): Der Einfluss von Mindestbesteuerungskonzepten auf unternehmerische Investitionsentscheidungen unter Berücksichtigung grenzüberschreitender Gruppenbesteuerungssysteme, Hamburg (zugl. Dissertation, Universität Paderborn).
Bäumer, Michaela (2010): Die Besteuerung multinationaler Unternehmen in der Europäischen Union, Hamburg (zugl. Dissertation, Universität Paderborn).
Sureth, Caren, Mehrmann, Annika, Dahle, Claudia (2010): Grenzüberschreitende Verlustverrechnungssysteme in Europa – Vorbilder für eine Reform der deutschen Organschaft?, Steuer und Wirtschaft, 87 (2), 160-176. [abstract]
Sureth, Caren, Bäumer, Michaela (2010): Besteuerung multinationaler Unternehmen in der EU – eine vergleichende Analyse ausgewählter Reformvorschläge, Zeitschrift für Betriebswirtschaft, 80 (2), 171-202, doi: 10.1007/s11573-009-0344-8. [abstract]
Maßbaum, Alexandra, Sureth, Caren (2009): Thin Capitalization Rules and Entrepreneurial Capital Structure Decisions, Business Research, 2 (2), 147-169, doi: 10.1007/BF03342708. [abstract] [Artikel]
Sureth, Caren, Maiterth, Ralf (2008): The Impact of Minimum Taxation by an Imputable Wealth Tax on Capital Budgeting and Business Strategy of German Companies, Review of Managerial Science, 2 (2), 81-110, doi: 10.1007/s11846-008-0016-z. [abstract]
Dahle, Claudia; Bäumer, Michaela (2009): Cross-Border Group-Taxation and Loss-Offset in the EU - An Analysis for CCTB (Common Consolidated Corporate Tax Base) and ETAS European Tax Allocation System), arqus, Arbeitskreis Quantitative Steuerlehre, Diskussionsbeiträge zur Quantitativen Steuerlehre, Diskussionsbeitrag Nr. 66, www.arqus.info.
Dahle, Claudia, Sureth, Caren (2008): Income-Related Minimum Taxation Concepts and their Impact on Corporate Investment Decisions, arqus, Quantitative Research in Taxation, Discussion Paper No. 55, www.arqus.info, and SSRN Working Paper No. 2128096. Available at SSRN: https://ssrn.com/abstract=2128096.
Wissenschaftlicher Mitarbeiter: Dr. Alexander Halberstadt, sowie weitere Kooperationspartnerinnen und -partner.
Projektlaufzeit nach erfolgreicher Verlängerung: April 2006 bis August 2009
Da eine Besteuerung von Veräußerungsgewinnen großen Einfluss auf unternehmerische Entscheidungen nehmen kann (z.B. Investitionsentscheidungen, Ausschüttungspolitik, Zeitpunktentscheidungen) und zugleich den Regelfall der internationalen Besteuerungspraxis darstellt, ist es aus Effizienzsicht wichtig herauszufinden, ob es unter realitätsnahen Annahmen Steuersysteme gibt, die weniger Verzerrungen hervorrufen als andere. Die bislang vorliegenden Arbeiten zur Veräußerungsgewinnbesteuerung erlauben keine verallgemeinerbaren Aussagen über deren Entscheidungswirkungen, weder auf Grundlage eines modelltheoretischen Vorgehens noch auf Basis empirischer Arbeiten. In sämtlichen Arbeiten bleibt zudem unberücksichtigt, dass die üblicherweise asymmetrische steuerliche Behandlung von Gewinnen und Verlusten im Rahmen der laufenden Besteuerung durch Verlustverrechnungsbeschränkungen oder alternative Mindestbesteuerungskonzepte erheblichen Einfluss auf die Wirkungen einer Veräußerungsgewinnbesteuerung ausüben kann. Diese Konzepte einer Mindestbesteuerung stellen jedoch international weit verbreitete Praxis dar. Die Untersuchung nachsteuerlicher objektiver Entscheidungswirkungen und die Suche nach so genannten neutralen Steuersystemen haben bisher nur unter Annahme risikoneutraler Investoren zu allgemeingültigen Ergebnissen geführt. Durch Integration einer Gewinnbesteuerung in realoptionsbasierte Modelle wurde gezeigt, dass es unter Anwendung dynamischer Programmierung unter bestimmten Restriktionen möglich ist, neutrale Steuersysteme unter Risikoaversion herzuleiten. Eine Einbeziehung der Besteuerung von Veräußerungsgewinnen in Modelle, die weitgehend von einer konkreten Risikoeinstellung des Investors unter Unsicherheit abstrahieren und damit verschiedene Grade von Risikoaversion erfassen, ist jedoch bislang noch nicht erfolgt. In diesem Forschungsvorhaben soll die aufgezeigte Lücke geschlossen werden. Neben optionspreistheoretischen Ansätzen wird durch eine ergänzende Betrachtung von Ansätzen mit expliziter Modellierung individueller Risikonutzenfunktionen der Frage nachgegangen, wie steuerrechtliche Regelungen ausgestaltet sein müssen, um das Investitionsverhalten unter Unsicherheit möglichst nicht bzw. wenig zu verzerren. Ziel ist es, ein Maß für den Einfluss der Besteuerung auf das Niveau der Investitionsbereitschaft zu konstruieren, um Aussagen über ein ökonomisch sinnvolles Verhältnis von laufender Besteuerung zu Veräußerungsgewinnbesteuerung unter Berücksichtigung der aufgezeigten ertragsteuerlichen Asymmetrien zu gewinnen. Diese Erkenntnisse sollen neben einem Beitrag zur Grundlagenforschung auch dazu dienen, Hinweise für künftige Steuerreformen zu gewinnen, indem für den Gesetzgeber Regeln herausgearbeitet werden, die das Zusammenspiel beider Steuerkategorien optimieren. Auf diese Weise könnte zudem in Hinblick auf den internationalen Standortwettbewerb ein wichtiger Beitrag zur Steuerreformdiskussion geleistet werden.
Diverse Vorarbeiten und Forschungsergebnisse des Projektes wurden auf (internationalen) Konferenzen und Tagungen vorgestellt und diskutiert.
Publikationen aus diesem Projekt:
Gries, Thomas, Prior, Ulrich, Sureth, Caren (2012): A Tax Paradox for Investment Decisions under Uncertainty, Journal of Public Economic Theory, 14 (3), 521-545, doi: 10.1111/j.1467-9779.2012.01547.y
Halberstadt (2010): Die Besteuerung von Veräußerungsgewinnen und Investitionsverhalten bei Risiko, Dissertation, Universität Paderborn.
Halberstadt, Alexander, Sureth, Caren, Voß, Armin (2009): Der Einfluss der Abgeltungssteuer auf die Vorteilhaftigkeit von Anlagen in Genussscheine und Aktien, Die Wirtschaftsprüfung, 62 (6), 373-381. [abstract]
Niemann, Rainer, Sureth, Caren (2008): Steuern und Risiko als substitutionale oder komplementäre Determinanten unternehmerischer Investitionspolitik?, arqus, Quantitative Research in Taxation, Discussion Paper No. 51, www.arqus.info, and SSRN Working Paper No. 1253903. Available at SSRN: https://ssrn.com/abstract=1253903.
Schneider, Georg, Sureth, Caren (2010): Capitalized Investments with Entry and Exit Options and Paradoxical Tax Effects, Review of Managerial Science, 4 (2), 149-169, doi: 10.1007/s11846-010-0040-7. [abstract]
Sureth, Caren (2007): Investitionswirkungen von Übergangsregelungen bei Steuerreformen, in: Allinger, Hanjo, Beckmann, Klaus (eds.), Regeln rationaler Finanzpolitik und ihre Anwendung, Festschrift zur Emeritierung von Reinar Lüdeke, Andrássy Gyula Deutschsprachige Universität Budapest, Budapest, 153-190. [abstract]
Sureth, Caren (2010): Beteiligungsveräußerungen und Abgeltungssteuer, in: Baumhoff, Hubertus, Dücker, Reinhard, Köhler, Stefan (Hrsg.), Besteuerung, Rechnungslegung und Prüfung der Unternehmen, Festschrift für Professor Dr. Norbert Krawitz, Gabler, Wiesbaden, 453-482, doi: 10.1007/978-3-8349-8819-5_20. [abstract]
Sureth, Caren, Langeleh, Dirk (2007): The Degree of Integrating Corporate and Capital Gains Tax into Income Tax and its Impact on Investment Decisions, Schmalenbach Business Review, 59 (4), 310-339. [abstract]
Sureth, Caren, Nordhoff, Daniel (2008): Kritische Anmerkungen zur Ermittlung des tatsächlichen Werts einer Familienpersonengesellschaft nach neuer Rechtslage, Der Betrieb, 61 (7), 305-311. [Artikel]
Sureth, Caren, Vollert, Pia (2010): Wie attraktiv sind Beteiligungsinvestitionen nach der Begrenzung der Verlustnutzung bei Anteilskäufen durch § 8c KStG?, Corporate Finance biz, 1 (1), 20-29. [abstract]
Westerfelhaus-Projekt
Antragsteller: Prof. Dr. Caren Sureth-Sloane
Projektlaufzeit: 2015 bis 2018
Das Projekt „Der Einfluss von steuerlicher Regulierung auf multinationale Unternehmen“ widmet sich der steigenden Bedeutung von steuerlicher Komplexität. Unternehmerisches Handeln wird durch Regulierung beschränkt bzw. geleitet und damit nachhaltig beeinflusst. Dies gilt in besonderem Maße auch für steuerliche Regulierung, die in den letzten Jahren rund um die Diskussion um unerwünschte Gewinnverlagerung multinationaler Unternehmen verstärkt in den Fokus geraten ist. Sowohl Unternehmen als auch die steuerliche Regulierung müssen sich permanent anpassen. Geschäftsmodelle müssen angesichts neuer steuerlicher Regelwerke bzw. Empfehlungen zum Teil sogar grundsätzlich in Frage gestellt werden. Aktuelle und zukünftige steuerliche Regulierung sollte daher bei allen ökonomischen Entscheidungen Berücksichtigung finden. In der Praxis zeigen sich schließlich immer wieder Effekte, die nicht vorhersehbar waren. Des Weiteren sind oft auch die Kosten der Umsetzung von Regulierung (Veränderung von Geschäftsmodellen und -prozessen, Befolgungskosten etc.) im Vorfeld nicht umfassend bedacht worden. Diese beeinflussen wiederum die Zielgenauigkeit, die Effektivität und die (zum Teil unerwünschten) Folgen von Regulierung, etwa auf die Wettbewerbsfähigkeit von Unternehmen oder die Standortqualität einzelner Länder oder Regionen.
Gravierende Änderungen in der Regulierung sind in Zukunft auch durch die Umsetzung des BEPS-Aktionsplans der OECD für Unternehmen zu erwarten. Um die Folgen einer derzeit immens intensivierten steuerlichen Regulierung adäquat abschätzen zu können, ist es erforderlich, sich mit den Quellen von regulatorischer Komplexität und ihren Implikationen für die betroffenen Unternehmen auseinander zu setzen.
Im Rahmen des Projekts werden zwei unterschiedliche Schwerpunktbereiche adressiert:
- Komplexität in steuerlicher Regulierung – Ein internationaler Vergleich
- Praktische Anwendung der Erkenntnisse des internationalen Vergleichs
Als Adressaten des Forschungsprojektes sind vor allem die Politik, aber auch Praktiker und Akademiker zu nennen. Insbesondere die internationale Vergleichbarkeit von regulatorischen Maßnahmen und ihr Ausdruck in Form von Komplexität werden in verwandten Studien der jüngeren Vergangenheit bereits verstärkt gefordert. Die Untersuchungen im Rahmen des Projektes nehmen sich dieser Forderung an. Erkenntnisse über die steuerliche Komplexität für multinationale Unternehmen im Ländervergleich können von Politikvertretern für die zukünftige Gestaltung und Überarbeitung von regulatorischen Maßnahmen genutzt werden. Praktiker können die Ergebnisse die Ergebnisse aktiv in Unternehmensentscheidungen einbinden oder für Beratungszwecke nutzen. Nicht zuletzt werden auch aus Perspektive der Forschung neue Erkenntnisse gewonnen, die sich in Forschungsprojekten entsprechend nutzen lassen.
Über die steuerliche Perspektive hinaus lassen sich aus dem Projekt auch diverse Implikationen für die gesamte Betriebswirtschaftslehre ableiten: Ein stark reguliertes steuerliches Umfeld verursacht monetäre Kosten im Unternehmen und sorgt für Reorganisationsmaßnahmen im gesamten Konzern. Infolgedessen werden Wertschöpfungsketten angepasst/optimiert. (Steuerliche) Regulierung hat somit einen wesentlichen Einfluss auf unternehmerische Entscheidungen. Zu letzteren gehören beispielsweise auch Standortwahlentscheidungen, die von multinationalen Unternehmen nicht nur aus der Sicht der zu erwartenden Personalkosten bzw. Produktivität, sondern auch aus der Perspektive (aktueller und zukünftiger steuerlicher) Regulierung getroffen werden.