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Schwe­di­sches In­vest­ment in Ost­west­fa­len: Pa­der­bor­ner Start-up AMen­da­te fei­ert Deal mit He­xa­gon-Kon­zern

 |  Wirtschaft

Weniger als ein Jahr nach Gründung ihres Unternehmens kann das junge Team der AMendate GmbH auf einen besonderen Erfolg anstoßen: Das Paderborner Start-up konnte mit seiner Software zur vollautomatischen Generierung von Designs im 3D-Druck bei zahlreichen interessierten Investoren punkten. Nun haben die Gründer für ihre Firma einen Kaufvertrag mit dem schwedischen Konzern Hexagon abgeschlossen, der die innovative AMendate-Technologie am Standort Paderborn weiterentwickeln wird. Die vier Gründer bleiben mit Herzblut an Bord.

Hexagon AB zählt mit knapp 20.000 Mitarbeitern in 50 Ländern zu einem der weltweit führenden Anbieter von Sensoren, Software und autonomen Lösungen. Neu in diesem Portfolio ist ab Juli 2019 das ostwestfälische Jungunternehmen AMendate. Nach mehreren Wochen intensiver Gespräche haben sich die Firmen für eine Übernahme von AMendate durch Hexagon entschieden. Das mit übernommene Gründerteam ist nun beauftragt, das sich abzeichnende Wachstum von AMendate in Paderborn zu gestalten.

Eingegliedert wird AMendate bei dem Tochterkonzern MSC Software, der schon seit Jahren Software für den 3D-Druck anbietet. MSC Software, das seinen Hauptsitz im kalifornischen Santa Ana hat, ist eines der ältesten Softwareunternehmen der Welt und seit 2017 Teil von Hexagon.

Die Geschichte von AMendate von der Idee über die Firmengründung bis hin zum -verkauf lief rückblickend wie im Zeitraffer. Die Entwicklung einer Software zur Optimierung bislang aufwändiger Designprozesse für die additive Fertigung startete das vierköpfige Gründerteam während ihrer gemeinsamen Zeit an der Universität Paderborn. Im Rahmen seiner Promotion forschte der heutige AMendate-Geschäftsführer Dr. Thomas Reiher im Bereich der Bauteiloptimierung für 3D-Druck am Forschungszentrum Direct Manufacturing Research Center (DMRC). Auf der Suche nach einer einfachen Lösung für den arbeitsintensiven, manuellen Prozess entwickelte er mit dem damaligen Studenten Steffen Vogelsang gemeinsam erste eigene Algorithmen. Diese erzielten bald die gewünschten Ergebnisse, sodass erste Industriekunden Interesse äußerten.

Bestärkt durch positive Rückmeldungen aus Forschung und Wirtschaft wurde das Team um den ebenfalls am DMRC forschenden Dr. Gereon Deppe und die damalige Studentin Anne Düchting erweitert. Die Algorithmen wurden zu einer eigenständigen Software ausgebaut. Gemeinsam stellten sie ihre Idee dem Paderborner Technologietransferzentrum der Universität Paderborn, TecUP, vor und bewarben sich mit dessen Hilfe erfolgreich um ein Existenzgründerstipendium. Im Juli 2018 bezogen sie so ihr eigenes Büro in dem Inkubator garage33.

Nach der offiziellen Eintragung als GmbH im Oktober 2018 ging AMendate’s Software bereits im November 2018 mit dem ersten Pilotkunden online. Bei Start-up-Wettbewerben der zwei größten relevanten Branchenmessen in Deutschland konnte das Jungunternehmen Siegerplätze erzielen. Ende 2018 wurde AMendate vom Branchenportal 3Dnatives zum innovativsten Start-up für 3D-Druck in Europa gekürt.

Die Erfolge blieben auch von Investoren nicht unbemerkt und so trat neben verschiedenen Finanzinvestoren auch MSC Software an das Gründerteam heran und zeigte Interesse, die Technologie von AMendate zu übernehmen, um sie als Teil des bestehenden MSC-Portfolios zu vertreiben und mit eigenen Softwareprodukten verknüpfen zu können. Dr. Thomas Reiher beschreibt dieses frühe Kaufangebot: „Von Beginn an haben wir an die Stärke und das Potenzial unserer Idee geglaubt. Die Gründung als Unternehmen war dann der erste Meilenstein. Dass uns jedoch in wenigen Monaten bereits so viele positive Rückmeldungen und reales kommerzielles Interesse erreichte, hat dann aber auch uns überrascht. Ein früher Verkauf der Firma war zwar nie ausgeschlossen, doch so schnell hatten wir eigentlich nicht damit gerechnet.“

Paolo Guglielmini, CEO von MSC Software kommentiert: „Mit seiner Technologie und der cleveren, leistungsstarken Umsetzung trifft AMendate genau den aktuellen Geist der Zeit. Die Entwicklung von neuen technischen Produkten bewegt sich durch Computerunterstützung mehr und mehr von einem manuellen Prozess zu einer automatisierten Entwicklung. Hier adressiert und vereinfacht AMendate direkt wesentliche Hürden der Gestaltung von Bauteildesigns für Firmen, die zu additiven Fertigungsprozessen wechseln möchten. Wir freuen uns, das deutsche Start-up im MSC-Team begrüßen zu dürfen und sind gespannt, was wir gemeinsam noch erreichen werden.“

Dr. Thomas Reiher: „Mit MSC Software haben wir einen der renommiertesten Softwareentwickler der Welt an unserer Seite, der in gleicher Weise an die fortschreitende Entwicklung des automatischen generativen Design für die additive Fertigung glaubt und unsere Vision weiter unterstützt. AMendate wird weiterhin von Paderborn aus agieren, da die Stärke des IT- und Technikstandorts Ostwestfalen auch bei MSC Software sehr anerkannt ist. Die Nähe zur Universität ist auch für die weitere Entwicklung unserer Firma und Software wichtig.“