VOR­TRAGS­STIL: EN­TER­TAI­NER MIT WIS­SEN­S­TRANS­FER

Wie André Drößus zum Profi im Vortragen wurde

2011 absolvierte André Drößus sein Studium der Wirtschaftswissenschaften an der Universität Paderborn. Durch einen Zufall zog es ihn zu Fellowmind Germany, wo er viele Jahre als Consultant die neusten Technologien an andere Unternehmen und ihre Mitarbeitenden herantrug. Seit 2018 stellt sich André Drößus nun der Herausforderung der Rolle Team Lead. Sein Know-How des Consultings und Vortragens hat er aber nie ganz auf Eis gelegt.

Mit dem Laptop auf dem Uni-Boden

„Witzigerweise habe ich Referate früher immer gehasst“, gibt André Drößus mit einem Blick auf seine Schul- und Studienzeit zu. „Viel zu viel Aufmerksamkeit und man hat das Gefühl jedes Wort muss sitzen.“ Als der heute 36-Jährige 2008 nach seinem Abitur an die UPB kam, musste sich einiges noch etwas „eingrooven“: Aus Diplom und Magister wurde das Bachelor- und Mastersystem und irgendwie wussten André Drößus und seine Kommiliton*innen nicht so recht, was sie damit anfangen sollten. Und wenn er nicht gerade auf versteckten Uni-Fluren mit seinem Laptop auf dem Boden saß, um sich auf die nächste Statistik-Klausur vorzubereiten, verbrachte der Ehemalige seine Zeit auf der Baustelle. Denn: „Mein Studium musste ich mir schließlich irgendwie finanzieren“, denkt er an diese Doppelbelastung zurück. Aber auf der anderen Seite brachte ihm der Switch auch eine wichtige Erkenntnis – denn hart gearbeitet wird überall. So ließ er sich auch nicht von der Panik vor den Statistik-Prüfungen anstecken und eignete sich den Stoff an. Das Ergebnis? „Ich bin da am Ende mit einer 2,3 rausgegangen und habe gemerkt, dass es oft schlimmer aussieht, als es tatsächlich ist.“

Jobzusage im Keller der UCI-Kinowelt

Als André Drößus die Uni dann 2011 verließ, war der Arbeitsmarkt sehr überfüllt von „jungen motivierten Leuten“, sodass er initial nicht direkt den für ihn passenden Job fand. Prompt entschied er sich jedoch für eine Übergangslösung und begann eine Ausbildung als Mediengestalter, da er privat auch kreativ tätig war. „Ich hatte das Problem, dass ich zwar studierter Wirtschaftswissenschaftler, aber auch ein Fachidiot ohne Berufserfahrung war“, gibt er zu. So richtig erfüllte ihn die Ausbildung jedoch nicht, sodass er nach wenigen Monaten anfing, sich auf zahlreiche Stellen in ganz Deutschland zu bewerben. Zwar lag sein damaliger Studienabschluss dann schon einige Zeit zurück, jedoch erhielt er plötzlich die Anfrage eines Paderborner Unternehmens – dort hatte sich der Wirtschaftswissenschaftler bereits direkt nach seinem Uniabschluss beworben.

Wenn André Drößus eines aus seinem Studium mitgenommen hatte, dann waren es die ersten Ansätze guter Gesprächsführung, welche eher durch Zufall Wirkung gezeigt haben, wie er heute zugibt. „Ich habe im Gespräch selbst nicht unbedingt geglänzt, aber habe den Geschäftsführer gegen Ende des Gesprächs auch nach seinen Ambitionen und Visionen für das Unternehmen gefragt und dadurch kam er ins Schwärmen und ging mit einem positiven Gefühl aus dem Gespräch“ blickt er zurück. „Da ich zu dem Zeitpunkt kurz davor war, bei einem anderen Unternehmen zu unterschreiben, hatte ich etwas Zeitdruck. Daher wurde ich zum finalen Vorstellungsgespräch zu einer Unternehmensveranstaltung in der UCI-Kinowelt eingeladen.“ „Und so kam es, dass ich im Keller der UCI Kinowelt meine finale Jobzusage erhalten habe“, muss er auch heute noch etwas über die Umstände schmunzeln. Im Hinterkopf hatte er dabei immer ein Modul aus seinem Studium, in dem er das Verhandeln auf Englisch lernte. Das Wissen adaptierte er auf die Situation und reagierte geschickt auf gewisse Fragen: „Ich habe einfach das Beste aus der Situation gemacht.“ So hörte er aktiv zu und stellte interessiert Rückfragen. Das Wissen aus dem Modul für Verhandeln auf Englisch half ihm dabei, auch Stilmittel in Verhandlungen bei anderen zu erkennen.

Den richtigen Stil im Reden gefunden

Mittlerweile arbeitet André Drößus bereits elf Jahre bei Fellowmind, für das er 2012 im Keller eingestellt wurde. Zunächst startete er als Consultant und das, obwohl er sich kaum mit IT auskannte. „Ich wusste nicht was eine VPN oder eine Domäne ist“, amüsiert er sich heute über seine Anfangszeit. Aber sein damaliger Vorgesetzter erkannte schnell eine viel wichtigere Fähigkeit – nämlich André Drößus Redegewandtheit. Zu diesem Zeitpunkt betreute Fellowmind eine weltweite Umstellung der Firma Miele auf die Microsoft Technologie, sodass André Drößus in seiner Rolle als Consultant über zwei Jahre lang Schulungen für Mitarbeitende gab. „Diese zwei Jahre haben mich sehr geprägt“, sodass er einen für sich geeigneten Vortragsstil entwickelte: Entertainment mit dem geeigneten Maß an Wissensvermittlung. Und diesen Stil behält er bis heute bei – mit Erfolg.

Chef sein auf Augenhöhe

Durch seine lange Unternehmenszugehörigkeit wuchs André Drößus „hierarchisch immer weiter rein“, sodass er 2018 zum Teamleiter wurde. Dieser Übergang sei für ihn rückblickend mit zahlreichen Aha-Momenten einhergegangen. Er merkte, dass er auch in diese neue Rolle hineinwachsen konnte, obwohl sie ihm zunächst fremd und unpassend erschien – also genau, wie er auch in der Vergangenheit Referate vermied und sich dann zum Profi im Vortragen entwickelte. Selbst würde er seinen Führungsstil als transparent bezeichnen. Ihm ist es ein großes Anliegen, jedem seiner Mitarbeitenden erklären zu können, warum etwas in welchem Rahmen entschieden wurde. „Wenn ich eine Managemententscheidung nicht vernünftig erklären kann, dann war sie ggf. auch einfach nicht vernünftig.“ Das zeigt sich auch in seinem achtköpfigen Team: „Ich habe vor einiger Zeit eine Tasse mit einem Bild von mir drauf von meinem Team geschenkt bekommen und jeder im Team hatte die Gleiche. Wir waren quasi das erste Team mit eigenem Merchandise“, freut er sich über das gute Verhältnis – denn die „Chef-Karte“ spielt André Drößus in der Regel nicht. Eigentlich versteht er sich vielmehr als Bindeglied zwischen seinem Team und dem Management. Als abschließender Kommentar zur Rolle des Teamleads sinniert der Ehemalige: „Ich habe nach wie vor großen Respekt vor dieser Rolle, es kann aber auch unglaublich erfüllend sein mit großartigen Menschen zusammenzuarbeiten und dafür verantwortlich zu sein, dass sie die besten Voraussetzungen für ihren Arbeitsalltag haben. Und glückliche Mitarbeitende, bedeutet glückliche Kunden, was zufällig auch eine Kernessenz von Fellowmind ist.“

Sein Berufsalltag hängt viel von Eigenorganisation ab, sodass er morgens meistens einmal schaut, welche Aufgaben welche Priorität haben. Außerdem führt er zahlreiche Presales-Calls mit Kund*innen auf Basis seiner Erfahrungen. Dabei handelt es sich um einen Prozess, bei dem Expert*innen einen umfassenden Ansatz für die Interaktion mit potenziellen Käufer*innen entwickeln, bevor sie den eigentlichen Kontakt herstellen. Dieser Ansatz findet häufig in B2B-Transaktionen statt, bei denen ein Unternehmen eine Dienstleistung anbietet und das andere Unternehmen zu einer Investition ermutigen möchte. Gerne unterstützt der Ehemalige seinen Kolleg*innen hinsichtlich der Gesprächsführung. Denn als Consultant besteht eine seiner Kernaufgaben darin, bestehende Situationen zu analysieren und auf Grundlage derer geeignete Lösungen und Empfehlungen vorzuschlagen. André Drößus pflegt nicht nur eine enge Beziehung zu seinem Team, sondern auch zu Kund*innen. „Das Charmante ist hier, dass ich das schon so lange mache, dass ich mit deutlich mehr Vorfreude als Nervosität in Kundentermine gehe“, gibt André Drößus zu. Zudem führt er Coaching-Telefonate mit Mitarbeiter*innen, denen unter anderem eine schwierige Kund*innensituation bevorsteht. André Drößus fungiert dann als Mediator und gibt ihnen wichtige Erfahrungswerte und Ratschläge mit an die Hand – und das stets auf Augenhöhe.

André Drößus Tipps für deinen nächsten Vortrag:

  1. Mach dir bewusst, was du gerne hören möchtest. Meistens ist reiner Wissenstransfer langweilig, also misch ihn etwas mit Entertainment.
  2. Nur du selbst weißt, was du sagen wolltest, also stress dich nicht, wenn ein Punkt untergeht. Die Story, die ankommt, ist wichtig und nicht die, die du im Kopf hast.
  3. Du tust dir bei der Planung immer mit einem lockeren Skript einen Gefallen, das grob die vorgegebene Zeit füllt und die ein oder andere Zusatzinformation enthält, wenn noch Zeit ist. Also sei flexibel in der Planung, dann wirst du auch nicht unsicher, wenn etwas anders läuft.