Selbst- und So­zi­al­kom­pe­tenz als Kar­rie­re­boos­ter schon im Stu­di­um ent­wi­ckeln

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Wirtschaftspädagogin Dr. Juliane Fuge erhält Förderung der Universität Paderborn für ihr innovatives Lehr- und Forschungskonzept

Sie sind teamorientiert, kommunikativ und durchsetzungsstark? Anforderungen wie diese finden sich in nahezu jeder Stellenausschreibung wider. Nicht verwunderlich, da fachübergreifende Team- und Projektarbeit, flache Hierarchien und agile Arbeitsweisen in einer digitalen und vernetzten Arbeitswelt neben Fachwissen zunehmend selbstbezogene und soziale Fähigkeiten erfordern. Aber sind Wirtschaftsstudierende nach ihrem Studium fähig, sich selbst zu reflektieren sowie partnerschaftlich und teamorientiert zu handeln? Werden diese Fähigkeiten ausreichend in den Lehrveranstaltungen ausgebildet? Für ihr Lehr- und Forschungskonzept, das die Implementierung von Selbstreflexion in wirtschaftswissenschaftlichen Studiengängen vorsieht, hat Dr. Juliane Fuge nun den Preis der Universität Paderborn zur Förderung von Innovation und Qualität in der Lehre erhalten.

Soft Skills werden zunehmend zu harten Faktoren

Marketing und Vertrieb, Rechnungswesen, Produktion und Logistik sowie Mikro- und Makroökonomie – das sind die fachbezogenen Grundlagen, die in nahezu jedem BWL-Studiengang zu finden sind. Die Vermittlung von Fachwissen dominiert die Lehrpläne. Die sogenannten Soft Skills wie Kommunizieren, gemeinsam Entscheidungen treffen oder sich selbst Reflektieren werden bislang überwiegend implizit durch Präsentationen und Gruppenarbeiten entwickelt. „Nur selten wird die Fähigkeit, über die Auswirkungen und Motive des eigenen Verhaltens und Handelns in Organisationen nachzudenken, systematisch in wirtschaftswissenschaftlichen Studiengängen vermittelt. Dabei ist insbesondere die Fähigkeit zur Selbstreflexion ein zentrales Kriterium von Professionalität und alles andere als selbstverständlich. Vor diesem Hintergrund stellt die berufliche Selbsterfahrung und -reflexion genauso wie die fachwissenschaftliche Perspektive einen essenziellen Schwerpunkt dar, der in jeder Studienphase integriert werden sollte“, begründet die Wirtschaftspädagogin Fuge ihren Fokus auf die Ausbildung zwischenmenschlicher und emotionaler Kompetenzen. Sie sieht die Weiterentwicklung von Selbst- und Sozialkompetenzen als Grundlage für eine produktive, kooperative und kreative Zusammenarbeit in beruflichen Beziehungen und ausschlaggebend für die psychische Gesundheit und Belastbarkeit.

Unsichtbare, innere Prozesse verstehen und beschreiben können

Wenn wir uns und andere besser verstehen, komme das der gesamten Gesellschaft zugute, ist sich Fuge sicher. Menschen seien sich ihrer Bedürfnisse, Emotionen, Konflikte und subjektiven Vorstellungen nicht immer bewusst, die sie selbst und ihr Gegenüber in sich tragen, in der Zusammenarbeit mit Kolleg*innen, Kund*innen oder Vorgesetzten aber deutlich spür- und sichtbar sind, jedoch nicht immer thematisiert werden. Es brauche viel Übung und Erfahrung und koste vor allem Mut, um über eigene Gedanken und Gefühle sprechen zu können. „Ich danke der Universitätsleitung, dass ich mit der Anschubfinanzierung, Studierenden die Möglichkeit zum Beziehungslernen und zur Selbsterfahrung innerhalb der Hochschullehre geben kann. Unter anderem ermöglicht mir der Förderpreis hier unkonventionelle Methoden zu etablieren und zu beforschen. Durch das eigene Erleben merken die Studierenden schnell, dass die vermeintlichen Soft Skills ähnlich wie Fachwissen gelernt werden können“, fasst Fuge die Potentiale zusammen, die sich durch die Förderung ergeben. Die externe Kooperation mit dem Institut für Psychodynamische Organisationsentwicklung und Personalmanagement (POP) e.V. ermöglicht durch die Einbeziehung   erfahrener Expert*innen für Erleben und Emotionen eine interdisziplinäre Zusammenarbeit sowohl in der Gestaltung der Lehre als auch in der qualitativen Analyse der Daten.

Transfer in andere Lehrveranstaltungen und in die Forschung

Das Konzept wird zunächst in zwei Bachelor- und zwei Masterveranstaltungen erprobt. Die Lehrveranstaltungen werden selbst zum Forschungsgegenstand und sollen die Theorieentwicklung innerhalb der wirtschaftswissenschaftlichen Ausbildung fördern. Darüber hinaus sollen die Erfahrungen und Forschungsergebnisse innerhalb der Universität gemeinsam mit Prof. Dr. Martin Schneider in Bezug auf eine zeitgemäße Personalentwicklung und Organisationskultur reflektiert und im Rahmen innovativer Austauschformate mit interessierten Praktiker*innen diskutiert werden.

Über die Preisträgerin
Dr. Juliane Fuge ist Habilitandin und akademische Rätin am Lehrstuhl für Wirtschaftspädagogik sowie zertifizierte Coachin (DBVC). Sie setzt sich mit der Frage auseinander, wie Lernumgebungen gestaltet sein müssen, damit pädagogische Fach- und Führungskräfte den hohen zwischenmenschlichen An- und Herausforderungen in ihrer jeweiligen Arbeitswelt gerecht werden können. Vor diesem Hintergrund entwickelt und erforscht sie innovative Lernumgebungen zur Förderung von Selbst- und Sozialkompetenz durch Selbstreflexion und Selbsterfahrung.

Foto (Besim Mazhiqi): Dr. Juliane Fuge erhält Förderpreis für Innovation und Qualität in der Lehre 2023 für die Implementierung von Selbstreflexion in wirtschaftswissenschaftlichen Studiengängen.

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Dr. Juliane Fuge

Wirtschafts- und Sozialpädagogik