QMS unterstützt nachhaltige Bildungsgangentwicklung

Ist, was für Unternehmen gut und richtig ist, auch auf den Bildungsbereich anwendbar? Taugt ein Qualitätsmanagementsystem (QMS) auch für die Arbeit von Berufskollegs und anderen Schulen? Diese und weitere Fragen untersucht eine demnächst im EUSL-Verlag erscheinende Dissertation: „Qualitätsmanagement in Entwicklungs- und Innovationsprozessen – eine objektiv-hermeneutische Rekonstruktion von kollektiven Deutungsmustern an berufsbildenden Schulen.“ Autor Thomas Kranert, dessen Dissertation von dem Paderborner Wirtschaftspädagogen Prof. Dr. H.-Hugo Kremer betreut wird, durchleuchtete mit wissenschaftlichen Methoden zwei Berufskollegs in NRW, von denen eines mit QMS arbeitet, das andere ohne.

Um es vorwegzunehmen: Bei gleichartiger aktueller Problemlage beider Schulen, der Heterogenität der Schüler in der Ausbildungsvorbereitung gerecht zu werden, lautet das Fazit des Paderborner Wissenschaftlers: „Ein Qualitätsmanagement an berufsbildenden Schulen vermag die pädagogische Tagesarbeit von Lehrkräften kaum zu unterstützen.“ Dem Lehrer gehe es vorrangig um das Beherrschen seiner pädagogischen Kernprozesse im Rahmen der Bildungsgang- und Unterrichtsentwicklung und nicht um die Umsetzung der Vorgaben eines Prozess- und Qualitätsmanagements.

Eine ganz andere Erkenntnis zog Kranert aus seinen Erfahrungen, die er mit den Schulleitungen gemacht hatte. Hier konnte das mit einem QMS arbeitende Berufskolleg mit der Entwicklung eines deutlich schlüssigeren Konzepts zur Bildungsgangentwicklung glänzen. Der Vorteil: Das Management des Berufskollegs baut auf gemachten Erfahrungen auf und bildet und optimiert auf Grundlage des eigenen Konzepts nachhaltige Strukturen. Das zweite Berufskolleg, das auf die Implementation eines QMS verzichtet, arbeitet dagegen sehr viel unstrukturierter, ohne ein ganzheitliches Konzept und fängt somit entwicklungstechnisch öfters bei Null an. Das impliziert ein klares Votum für das Aufsetzen eines Qualitätsmanagementsystems, Kranert: „Pädagogisch ausgebildete Akteure unterhalb der Schulleitung verstehen Qualitätssicherungsmaßnahmen als Zusatzaufgabe. Aus diesem Grunde sollten inhaltliche Entwicklungsmaßnahmen der Ausgangspunkt sein, um QMS in Berufskollegs sinnhaft und nachvollziehbar für die Lehrkräfte zu verankern.“

Die Ergebnisse der Studie sind einerseits der Umsetzung von QMS-Modellen in Berufskollegs dienlich, andererseits geben die analysierten Entwicklungs-und Innovationsprozesse Aufschlüsse über Möglichkeiten zur verbesserten Implementation von Q-Management im Rahmen von Organisationsentwicklungsmaßnahmen. Die Studie richtet sich nach Maßgabe des Autors folglich an „interessierte Leser der objektiven Hermeneutik sowie generell an schulische Akteure mit Interesse an Qualitätsmanagement“.

Dr. Thomas Kranert

Weitere Informationen:

Universität Paderborn
Fakultät für Wirtschaftswissenschaften
Prof. Dr. H.-Hugo Kremer
Professur für Wirtschaftspädagogik, insb. Mediendidaktik und Weiterbildung
Warburger Straße 100
33098 Paderborn